Vom chaotischen Pakistan ins chaotischere Indien
april 04
namaskat aus indien,
nach stundenlangem rumdoktern war wenigstens die klimaanlage gefüllt und ein paar kleinigkeiten erledigt, die bremsbeläge und ersatzreifen konnten sie leider nicht beschaffen, wir werden unser glück also später nochmal versuchen müssen.
Nach oftmaligem fragen und den üblichen in alle richtungen weisenden handzeichen erwischen wir nicht die autobahn, sondern die schnellstraße nach lahore, die von berittenen polizisten überwacht wird.
In lahore stinkts mir zum ersten mal – wort wörtlich. Die luft ist heiß, übelriechend und rußige rauchschwaden verdunkeln die ohnehin dämmrigen straßen. Ohne unnötige pausen rauschen wir richtung grenze.
Bis 25 km vorher deutet kein einziges schild auf die nähe indiens hin, die pakistanis hatten nie großartige beziehungen zum nachbarland, ich wusste aber nicht, das sie dessen existenz völlig verschweigen.
Am nächsten morgen erreichen wir als erste den grenzposten, keine kunst bei 10 ausreisen pro tag, dafür dauere es nicht sehr lange.
In indien bieten uns die beamten mit strahlendem lächeln tee an, wir sind also willkommen.
Mir fallen besonders die Sikhs mit ihren kunstvoll gewickelten turbanen auf, die ersten fahrrad-rikschas, tata-trucks, die hier vom weltweit größten lkw-hersteller produziert werden, inderinnen in farbenfrohen saris ohne schleier und inder, die gewohnt sind, mit frauen zu sprechen und nicht ständig den blick abwenden.
In amritsar treiben wir in einer welle bunter sikhs um den goldenen tempel, ein hauptheiligtum dieser religion, welches über einen steg im wasser erreichbar ist. Um den see führt ein weg, auf dem die gläubigen den tempel erst 3 mal umkreisen, bis sie sich ins heiligste vorwagen.
Die heiligen kühe trotten hoheitsvoll durch die gemüsemärkte und auf den fahrbahnen, die riesen hörner tragen sie stolz hoch erhoben wie eine krone, sie sind sich ihrer besonderen stellung durchaus bewusst und nützen es aus, dass niemand sie wirklich verjagen oder ihnen gar leid zu fügen darf, auch nicht wenn sie ärgstes verkehrschaos verursachen.
Die erste nacht ist lange, der finstere weg durch delhi mühsam, denn die wegweiser nach agra glänzen hauptsächlich durch abwesenheit. Um halb drei finden wir endlich einen stellplatz zum schlafen, martin metzelt noch 1 stunde lang die blutrünstigen mosquitos nieder, was ich allerdings nur aus erzählungen weiß, denn ich war zu dieser stunde schon im reich der träume.
Nachdem ich in unserem reiseführer lesen muss, dass der eintritt ins taj mahal unverschämt teuer ist und der ach-so-verliebte sultan, der dieses imposante grabmal angeblich für seine lieblingsfrau mumtaz erbauen ließ und bis an sein lebensende davor schmachten wollte, an einer überdosis opium und aphrodisiaka sein leben aushauchen musste – wohlgemerkt nach einer sexorgie unweit des taj mahal, dem sinnbild seiner ewigen liebe – entschlossen wir uns, dem geheimtipp zu folgen, und das bauwerk kostenlos von der ebenso beeindruckenden rückseite zu besichtigen. Wir haben den besten blick, das ganze gratis, ohne parkchaos und ohne touristenmassen. Kaum zu glauben, aber 5 autominuten vom millionenzentrum entfernt herrscht gemütlich ländliche idylle und ruhe.
Der weg dort hin führt durch die stadt, vorbei am nehru park, wo im gelassenen nebeneinander kühe, wasserbüffel und inder dösen.
Aus einem bus vor uns ergießt sich ein feiner wasserstrahl, wir rätseln eine weile, bis wir den kleinen jungen im offenen seitenfenster stehen sehen, der sich sichtlich über die erleichterung seiner blase freut und sich an der nassen spur, die der rollende bus hinterließ ergötzt.
In einem internet cafe gilt unser hauptinteresse dem wahlausgang in österreich, erleichtert können wir feststellen, dass die küsschen uns nicht als hauptrepräsentantin durch die nächsten jahre begleiten wird – dass sie sich mit „volldampf“ wieder ihrem job als außenministerin widmen will ist schlimm genug. dann bricht die leitung zusammen.
Zwischen den städten ziehen abwechselnd sumpflandschaften mit den verschiedensten vögeln, friedlich grasenden rindern und wasserbüffeln, fischenden indern und plantschendern kinder und ärmliche häuser vorbei, die wahrlich keine architektonischen meisterleistungen sind. Ein paar roh zusammengenagelte holzbretter oder wellblech stücke reichen aus.
An einem bahnübergang stehen wir 30 minuten, in denen 4 züge vobei rattern. Das verkehrschaos danach ist unvorstellbar – wie allerdings fast immer.
Das indische verkehrsministerium bemüht sich zwar sichtlich mit handgemalten schildern mit gereimten aufschriften (make accident zero – be a safety hero, u.ä) aber erfahrungsgemäß sprechen die inder nicht so gut englisch. Das schild „please dont drive in wrong direction“ auf getrennt zweispürigen fahrbahnen ist zwar nett gemeint, hilft aber wenig, da es nur lesbar ist, wenn man ohnehin in die richtige richtung fährt. „geisterfahrer“ und „-kühe“ sind halbstündliche ereignisse, an denen sich niemand stört.
Oft gegnen uns nagelneue „junge“ tata-trucks, die nur aus fahrgestell, rädern, motor, lenkrad und amarturenbrett bestehen. Das führerhaus gibt es noch nicht, die dresseure der jungen lkws sehen verwegen aus, haben sonnenbrillen und tücher am kopf, die hände locker-lässig ums lenkrad geschlungen, ein ernstes gesicht und befinden sich meist bis kurz vorm zusammenprall auf kollisionskurs. Was ein guter tata werden will muss scheinbar so früh wie möglich an die gefahren auf indiens straßen gewöhnt werden.
Die wiege der tata ist nicht weit, alle paar minuten kommt ein frontscheiben loser lkw, der gebärmaschine wird keine ruhe gegönnt, angeblich kommt alle 15 min ein neuer zur welt.
Eine anderes, diesmal an Star Wars erinnerndes Transportmittel ist das 3 Radtaxi, dessen Schnauze und Kühlerform stark an Darth Vader erinnern. Der Zusant diese GEfährts ist meist nicht erkennbar. Nur weil es halb auseinandergefallen im Strassengraben lehnt, heisst das nicht, dass es kaputt oder unfahrbar ist. Der Fahrer könnte sich genauso gut gerade eine Teepause gönnen.
In allahabad, wo die heiligen flüsse ganges, yamuna und der nicht existente, mythische saraswati zusammenfließen, stoßen wir auf eine lärmende prozession. Frauen und männer wirbeln zu trommelschlägen herum, ein mann balanciert eine 4 meter hohe bambusfahnenstange auf diversen körperteilen (schulter, bauch, rücken und AUGE) im takt.
In den kiosks der städte und dörfer bekommt man von a wie autoreifen bis z wie zahnpasta alles, wenn man nur lange genug sucht.
An gemüse finden sich zwiebel, tomaten, gurken, warzengurken (?), schlauchgurken (?), kartoffel, radi, karotten, chili, melanzani und rote rüben
Für den obst korb werden trauben, melonen, diverse mangos (die richtig nach mango schmecken, nicht so wie unsere pseudomangos in österreich), bananen, chikus (sehen aus wie kiwi, schmecken ähnlich wie birnen), mandarinen, granatäpfel und limonen geboten.
Die zahl- und namenlosen süßigkeiten werden von indern und fliegen gleichermaßen umschwärmt, außerdem trinken sie liebend gern frisch gepresstes zuckerrohr – für mich unvorstellbar, dass sie darauf nicht noch mehr durst bekommen, vor allem auch wegen der großen hitze.
An dieser stelle muss ich den liebenswürdigen chaoten mal ein großes lob aussprechen. Sie arbeiten ständig bei 40 grad im schatten, wobei nur die grad im schatten sind, nicht die inder. Ich bin immer froh, wenn ich nach einem kurzen sightseeing oder einkaufsbummel wieder ins kühle auto darf.
In varanasi zeigt uns ein freundlicher indischer althippie das angepeilte hotel, wo wir einen hageren deutschen gelegenheitsarbeiter und weltenbummler treffen, der bereits zum 7. mal hier ist und uns ausführlichst von seiner erst kürzlich erlebten darminfektion und deren auswirkungen erzählt.
Nach 2 schweißtreibenden tagen und nächten im auto, in denen wir von schneebergen und selbstgemachtem schokoglacé aus dem bijou träumen ist die aircondition im zimmer der himmel auf erden.
Frühmorgens brechen wir zu den ghats auf, den berühmten stufen am ganges wo sich die heiligsten der heiligen treffen, zum plaudern, beten und sterben. Wer hier stirbt, verbrannt und in den ganges versenkt wird fährt angeblich sofort in den himmel auf, ohne wiedergeboren werden zu müssen.
Aber auch der otto-normal-inder kommt and die heiligen ufer. Rituelle waschungen in der braunen brühe, wäsche waschen, kinder waschen, tiere waschen und „erfrischendes bad“ gehören zur tagesordnung.
Hospiz-einrichtungen sorgen für die alten inder, die zum sterben hierher kommen.
Für die rückfahrt suchen wir uns ein boot mit „sonnensegel“ (an 4 bambusstangen befestigter stofffetzen, aber trotzdem ein segen) den die ghats sind zahlreich. wir haben fast 2 kilometer zurück gelegt und die sonne brennt ungnädig auf uns herunter.
Jetzt sehen wir das verbrennungsghat näher. 150 hindus werden pro tag eingeäschert, nur keine kinder (ohnehin unschuldig), schwangere (haben unschuldige kinder im leib), sadhus (sind schon heilig) lepröse (repräsentieren eine göttin) und von kobra gebissene. Alle diese werden mit einem stein um den körper in den fluten versenkt.
Mit wieder einer ausnahme: den von der kobra vergifteten. Sie dürfen weder verbrannt werden, da dies die luft vergiften würde, noch versenkt, da dies das wasser vergiften würde, noch eingegraben, da dies die erde vergiften würde. Sie treiben auf einem bambus floss im fluss, bis zufällig irgendwo ein mächtiger guru ihrer ansichtig wird und sie mit seiner heiligen kraft entgiftet und anschließend versenkt.
Der hokuspokus, der hier veranstaltet wird ist himmelschreiend, nirgendwo sonst sieht man die bei allen religionen üblichen mehr oder weniger sinnlosen rituale so deutlich. Ich muss für mich immer mehr erkennen, dass bei allen religionen die grundgebote ähnlich und durchaus positiv sind, die praktische ausführung aber ein riesen firlefanz ist, der die gläubigen von den weisen gurus, sadhus, priestern, mullahs oder wie sie immer heißen mögen, abhängig macht, da nur sie wissen, wie die götter umgestimmt werden können. Sie haben die ursprünglich guten ansätze mit scharlatanerie verwässert und ziehen nutzen aus der angst, leichtgläubigkeit und sinnsuche der menschen.
unser „kapitän“ rudert mit uns an einem der vielen kahlgeschorenen, spindeldürren männer vorbei, der mit einem messing gefäss rituelle handlungen ausführt und am schluss einen mundvoll der köstlich brühe.
Während wir angewidert überlegen, ob er es wirklich geschluckt hat, beseitigt der steuermann unsere bedenken. Mittlerweile sind wir eine stunde am wasser, er ist erschöpft vom paddeln und lehnt sich über den bootsrand. Drei handvoll grausiges gangeswasser befeuchten seine kehle… mhm! Mich wundert nicht, dass hier so viele sterben…
Zurück im hotel führt mein erster weg unter die kalte dusche, die leichte brise am wasser hindert die sonne nicht daran, uns mit ihren besonders warmen strahlen zu beglücken.
Wir verlassen uttar pradesh und erreichen bihar, den angeblich lausigsten und am schlechtesten verwalteten bundesstaat mit den miesesten straßen. Der frühere ministerpräsident laloo hat nach einem von den zahlreichen wählern der unteren kasten geförderten sieg statt seinen versprechen seine eigenen taschen er- bzw. befüllt. Sein regierungsteam bestand aus verbrechern und mördern und während seiner ära brach der bürgerkrieg aus, armee, polizei, mafia, zivilisten, maoisten und andere räuberbanden fielen blutig übereinander her. später wurde er zwar wegen veruntreuung von milliarden arrestiert, er regierte aber über seine kurz vorher ernannte frau weiter. Sie ist angeblich immer noch an der spitze, er befindet sich auf freiem fuss.
Anfangs stimmen unsere eindrücke nicht damit überein, die häuser sind ungewohnt hübsch, bunt bemalt, es gibt kanäle in den dörfern, die süßigkeiten sind erstmals in verschließbare glasbehälter verbannt.
Bald bewahrheiten sich die unkenrufe, nur radler balancieren halbwegs schnell auf den schmalen straßenresten zwischen den abgründen. die schlaglöcher werden immer größer, bis sie fast die ganze fahrbahn einnehmen. Anfangs ist ein ausweichen noch möglich, aber ich werde zunehmend frustrierter. Da fährt man mit vollem optimismus auf ein schlagloch zu in der überzeugung, ihm bestmöglich ausweichen zu können, nur um wieder zu bemerken, dass es nicht möglich ist, weil links und rechts davon ein mindestens genauso tiefes gegraben wurde. Der starex muss mitten durch und ächzt bereits besorgniserregend am rechten vorderrad.
Wenn die kaputten straßen nicht gerade die volle aufmerksamkeit der inder brauchen, beschäftigen sie sich am liebsten mit dem produzieren von unentrinnbarem verkehrschaos.
Ein beispiel aus agra, symbolisch für die täglichen kämpfe im indischen verkehrswahnsinn:
In einer schmalen straße kommt uns ein dicker tata-bus entgegen. Wir müssen zurückschieben. Verzeihung: wir müssTen in die kreuzung zurück. Links und rechts schieben sich überladene rikschas in die ohnehin zu wenigen zwischenräume. In der T-kreuzung knapp hinter uns fahren alle beräderten motorisierten und nicht-motorisierten karren dicht auf, um keine gelegenheit auszulassen, bei der sie eventuell einen halben cm vorwärts kommen könnten. Logistik gibt’s im hindi-vokabular nicht.
Als endlich nach 20 min hinter uns platz genug zum zurückschieben ist (nicht wegen der einsicht eines indischen fahrers, sondern weil sich einen meter weiter hinten rechts zwei rikschas und ein traktor so ineinander verkeilt haben, dass nicht mal mehr ein radfahrer durch passt – das soll was heißen!) glauben wir an ein licht am horizont. Martin legt den retourgang ein und will zurück. Plötzlich kommt ein von links ein tata lkw, der mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit wieder alles verstopfen wird. Wirklich hilfreich wäre nur, wenn er die kunst, sich in luft aufzulösen beherrschen würde. Es soll ja auch fliegende teppiche geben…
Mir reißt der geduldsfaden. Ich springe aus dem auto und baue mich vor dem laster auf, um ihn am weiter fahren zu hindern. Er hupt wie wild, weil ich die 3m straße, die zum reversieren für den starex und zum passieren der kurve für den feststeckenden bus nötig sind, nicht freigeben will, wo er doch so gerne die völlige blockade verursachen möchte.
Zahlreiche inder beschimpfen mich, mein schlechtes gewissen über die unnötig schnelle „zerschlagung“ dieses gordischen verkehrsknotens hält sich in grenzen, schließlich haben wir heute noch ein paar kilometer vor uns.
Martin kämpft um jeden milimeter freier straße mit den restlichen rad und rikscha-fahrern und drängt sich geistesgegenwärtig in einen sicher nicht absichtlich entstandenen freiraum. 20 grantige huper des aufgehaltenen tata-lkws und martins milimeterarbeit im auto kann der gefangene bus endlich am starex vorbei, dicht gefolgt von 5 ochsenwagen, 2 traktoren und 7 rikschas. Ich hüpfe zurück ins auto und wir rollen blitzartig durch die entstandene lücke in die freiheit.
Da ich nun nicht mehr vor dem lkw stehe, fährt dieser munter 2 meter vor und steht nase an nase mit dem bus. Das spiel beginnt von vorne – ohne uns, wir machen uns schleunigst aus dem staub.
Ich hoffe ihr versteht meinen manchmal etwas sarkastischen schreibstil nicht falsch, aber ich betrachte das ganze zum selbstschutz als 24 stunden nonstop kabarett, sonst würde ich öfter aus der haut fahren. Der offensichtliche unwille irgendetwas, egal was, effizient und logisch zu lösen zehrt manchmal sehr an unseren nerven.
Gerade als wir sicher sind, dass wir nur schnell weg wollen, kommen wir zu den bisher schönsten plätzen. Ein mausoleum ohne eintritt, wo gerade reger betrieb herrscht, da heute der todestag des begrabenen sufis begangen wird. Die gläubigen singen und tanzen sich nach den alten traditionen in trance, dahinter liegt ein wunderschöner kleiner see, in dem die kinder plantschen. Eine kühle brise – sehr ungewöhnlich, die muss ein mitleidiger gott geschickt haben, um uns gnädig zu stimmen – weht über das gelände.
Dann fahren wir durch patna. Plötzlich herrscht gespenstische stille auf der straße, kein hupen ist zu hören, alle fahren zivilisiert, jeder auf seiner fahrbahn, niemand überholt. Sieht aus, als wäre einem einflussreichen inder der kragen geplatzt und er hat seine kollegen irgendwie zur vernunft gezwungen. Sie scheinen sich zu fürchten - wovor?
Des rätsels lösung ist, wir befinden uns im CANTT, dem armeeviertel. Die militärs haben es offensichtlich unter androhung von waffengewalt und autobomben, die chaotischen inder in geordnete bahnen zu lenken.
Kaum ist das CANTT aus, beginnt dass bekannte chaos mit den üblichen verdächtigen, als ob sie nie etwas anders gesehen hätten und nicht erfahren durften, dass auch ohne hupen, schreien und drängen jeder schneller zu seinem recht und heim zur mami kommt.
Eine weiter oase der seeligen ist vaishali. Rund um einen etwas größeren see stehen ein museum und eine buddhistische friedenspagode. Im see vergnügen sich die wasserbüffel und tauchen, bis nur mehr zwei große nasenlöcher aus dem wasser ragen. Die Nachmittagssonne besticht als begabte malermeisterin, sie zaubert von ihrer palette die kräftigsten farben ins dahinter liegende dorf. Die goldenen statuen der stupa funkeln in ihren strahlen.
Die inder kosten die letzten, nicht allzuheißen sonnenstrahlen aus, erledigen kleinere arbeiten. Die männer radeln nach hause. die glänzenden saris der frauen schimmern im abendlicht und umschlingen ihre körper auf geheimnisvolle, anmutige art. Kerzen gerade, manche mit schweren töpfen oder körben am kopf, ohne sich die mühen des alltags anmerken zu lassen wandeln sie am straßenrand richtung heimatlicher strohhütte.
In der stadt dauert der arbeitstag länger, die inder sind hektischer und führen bei weitem kein so beschauliches leben wie ihre kollegen am land, obwohl sie immer für eine rastpause dankbar sind. In ermangelung eines staus nehmen sie unseren starex und mich genau unter die lupe. Ihr schwach ausgeprägtes distanz gefühl (für indien und seine milliarde bewohner dringend nötig, einsame plätz sind mangelware) und ihre unverhohlene neugier sind für mich gewöhnungsbedürftig. Sie drücken sich am fenster die nasen platt und wenn sie offen sind greifen sie bis zum schalthebel. Es ist nicht böse gemeint, aber trotzdem neu für die privatsphäre respektierenden westler.
Am ende des tages verdichten sich die hinweise, dass unsere karte falsch gedruckt ist, der eingezeichnete east-west-corridor ist 130 km weiter südlich als eingezeichnet, die straßen entsprechend schlecht, was uns einen ganzen tag kostet. Dafür durften wir endlich die schönen seiten indiens kennen lernen und diese kleine unannehmlichkeiten erscheinen im aufgehenden licht der verständnis nicht mehr so grell. Das war den tag wert!
Der heutige schlafplatz ist der vorgarten eines kleinen restaurants, der besitzer ist ein engel. Mit ein paar internationalen wortbrocken und gesten macht er mir verständlich, dass er zwar kein englisch spricht und ich kein hindi, wir uns aber mit der universellen sprache der hände und herzen verstehen werden. Er persönlich sorgt für unser wohlergehen.
Er kümmert sich rührend, beschafft mir sogar einen ventilator, als ich es nachts im auto nicht mehr aushalte und mich auf eines der im freien stehenden betten lege und schenkt uns den frühstückstee.
Heute erreichen wir endlich die stadt purnia, welche schon seit 3 tagen als unerreichtes tagesziel am planungshorizont leuchtet.
Bald darauf erreichen wir westbengalen und wir trauen unseren augen nicht, als eine 4spurige straße aus dem nichts auftaucht.
Wer scherzt hier mit uns? Wir trauen dem frieden nicht und erwarten hinter jeder kurve den abgrund, doch er tut sich nicht auf.
Mit einer kurzen unterbrechung, wo ein kleiner zipfel des lausigen bundesstaates bihar (der mit den miesen straßen) nach westbengalen ragt hält die qualität bis kurz vor siliguri.
Wir werden wirklich bis darjeeling kommen heute – fantastisch!
In siliguri stolpern wir wie schon öfter über eine hyundai werkstatt und auf diesem gebiet sind die inder den pakistani erstmals überlegen. Sie finden und fixieren den lockeren bolzen der ächzenden rechten vorderradaufhängung (die, die toferer neu gemacht hat), verpassen dem baby einen neues auge (ein breitstrahler hatte schon vor 3 tagen den geist aufgegeben) ölen die quietschenden türschaniere, reinigen pollen- und luftfilter und bestätigen, dass wir mit den bremsen nicht mehr weit kommen werden.
17€ und 2 ½ stunden später setzen wir unseren weg nach darjeeling, wo wir das programm der reisegruppen im herbst, von denen ich zwei betreuen werde, testen wollen, fort.
Die kurvige straße schlängelt sich den berg hoch, daneben verlaufen die schienen der 150 jahre alten schmalspurbahn, die dutzende male die fahrbahn queren.
Die luft wird mit jedem höhenmeter frischer und angenehmer, ein segen nach der stickigen, heißen, manchmal stinkenden, fast sichtbaren luft in den ebenen.
Die leute lächeln freundlich, die autofahrer wissen, wie man sich auf den straßen benimmt, sie warten in engen kurven, hupen vorher, es ist, als ob wir versehentlich über eine grenze gefahren wären und uns nicht mehr in indien befinden würden.
Bergvölker sind eindeutig anders!!
Wir haben sogar das riesen glück und sehen die 1mal täglich verkehrende liabe klane eisenbahn, die raucht a bisserl, pfaucht a bisserl, bis sie nimma weiter kann… (österreichisches mundart lied)
Die gruppenunterkunft ist ein altes, im englischen kolonialstil geführtes 5 sterne hotel mit entzückender einrichtung und köstlichem essen.
Am morgen beginnt der tag nach dem frühstück mit kurzer besprechung über allfällige fragen mit dem partner vom hiesigen reisebüro, dann startet unsere „testtour“, welche uns zum zoo, zum himalayan mountaineering institute, zum tibetischen flüchtligscamp mit den workshops, der teeplantage, der schmalspurbahn fahrt (schritttempo, 1 stunde für 8km, aber ein dampfendes erlebnis) und zu einem alten buddhistischen kloster führt.
Am Nachmittag lichten sich, wie schon so oft, die wolkenschleier und öffnen uns die sicht zum dritthöchsten berg der welt, dem kanchenjunga.
Mit diesen bildern im kopf kommen wir zurück ins hotel, wo wieder indische delikatessen auf uns warten.
Heute mussten wir um vier aus den federn, um vom tiger hill aus den sonnenaufgang überm kanchenjunga mitzuerleben! Gestern war es leicht diesig, wir waren nicht sicher, ob uns das wetter gnädig sein würde, doch die ersten blicke vom bett aus zum himmel zeigen in sternenklar und wolkenlos.
Der berggott meint es wieder mal besonders gut mit uns, wir sehen nicht nur den nahen kanchendzonga im licht der morgensonne glänzen, sondern zu unserer überraschung sogar makalu, lhotse und mount everest in 200 km entfernung.
Die aberhunderte herum wuselnden indischen touristen können unsere freude nicht vergällen, obwohl wir wirklich nicht damit gerechnet haben, soooo viele davon am tiger hill zusehen. Die hundert transportjeep verursachen das zu erwartende chaos, trotzdem läuft es hier viel ruhiger ab, als bei den flachland-indern.
Nach dem frühstück geht’s richtung gangtok in sikkim, wo wir noch das berühmte und umstrittene rumtek kloster besichtigen werden.
Alles liebe und viele schöne tage,
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom
Indien pics
namaskat aus indien,
nach stundenlangem rumdoktern war wenigstens die klimaanlage gefüllt und ein paar kleinigkeiten erledigt, die bremsbeläge und ersatzreifen konnten sie leider nicht beschaffen, wir werden unser glück also später nochmal versuchen müssen.
Nach oftmaligem fragen und den üblichen in alle richtungen weisenden handzeichen erwischen wir nicht die autobahn, sondern die schnellstraße nach lahore, die von berittenen polizisten überwacht wird.
In lahore stinkts mir zum ersten mal – wort wörtlich. Die luft ist heiß, übelriechend und rußige rauchschwaden verdunkeln die ohnehin dämmrigen straßen. Ohne unnötige pausen rauschen wir richtung grenze.
Bis 25 km vorher deutet kein einziges schild auf die nähe indiens hin, die pakistanis hatten nie großartige beziehungen zum nachbarland, ich wusste aber nicht, das sie dessen existenz völlig verschweigen.
Am nächsten morgen erreichen wir als erste den grenzposten, keine kunst bei 10 ausreisen pro tag, dafür dauere es nicht sehr lange.
In indien bieten uns die beamten mit strahlendem lächeln tee an, wir sind also willkommen.
Mir fallen besonders die Sikhs mit ihren kunstvoll gewickelten turbanen auf, die ersten fahrrad-rikschas, tata-trucks, die hier vom weltweit größten lkw-hersteller produziert werden, inderinnen in farbenfrohen saris ohne schleier und inder, die gewohnt sind, mit frauen zu sprechen und nicht ständig den blick abwenden.
In amritsar treiben wir in einer welle bunter sikhs um den goldenen tempel, ein hauptheiligtum dieser religion, welches über einen steg im wasser erreichbar ist. Um den see führt ein weg, auf dem die gläubigen den tempel erst 3 mal umkreisen, bis sie sich ins heiligste vorwagen.
Die heiligen kühe trotten hoheitsvoll durch die gemüsemärkte und auf den fahrbahnen, die riesen hörner tragen sie stolz hoch erhoben wie eine krone, sie sind sich ihrer besonderen stellung durchaus bewusst und nützen es aus, dass niemand sie wirklich verjagen oder ihnen gar leid zu fügen darf, auch nicht wenn sie ärgstes verkehrschaos verursachen.
Die erste nacht ist lange, der finstere weg durch delhi mühsam, denn die wegweiser nach agra glänzen hauptsächlich durch abwesenheit. Um halb drei finden wir endlich einen stellplatz zum schlafen, martin metzelt noch 1 stunde lang die blutrünstigen mosquitos nieder, was ich allerdings nur aus erzählungen weiß, denn ich war zu dieser stunde schon im reich der träume.
Nachdem ich in unserem reiseführer lesen muss, dass der eintritt ins taj mahal unverschämt teuer ist und der ach-so-verliebte sultan, der dieses imposante grabmal angeblich für seine lieblingsfrau mumtaz erbauen ließ und bis an sein lebensende davor schmachten wollte, an einer überdosis opium und aphrodisiaka sein leben aushauchen musste – wohlgemerkt nach einer sexorgie unweit des taj mahal, dem sinnbild seiner ewigen liebe – entschlossen wir uns, dem geheimtipp zu folgen, und das bauwerk kostenlos von der ebenso beeindruckenden rückseite zu besichtigen. Wir haben den besten blick, das ganze gratis, ohne parkchaos und ohne touristenmassen. Kaum zu glauben, aber 5 autominuten vom millionenzentrum entfernt herrscht gemütlich ländliche idylle und ruhe.
Der weg dort hin führt durch die stadt, vorbei am nehru park, wo im gelassenen nebeneinander kühe, wasserbüffel und inder dösen.
Aus einem bus vor uns ergießt sich ein feiner wasserstrahl, wir rätseln eine weile, bis wir den kleinen jungen im offenen seitenfenster stehen sehen, der sich sichtlich über die erleichterung seiner blase freut und sich an der nassen spur, die der rollende bus hinterließ ergötzt.
In einem internet cafe gilt unser hauptinteresse dem wahlausgang in österreich, erleichtert können wir feststellen, dass die küsschen uns nicht als hauptrepräsentantin durch die nächsten jahre begleiten wird – dass sie sich mit „volldampf“ wieder ihrem job als außenministerin widmen will ist schlimm genug. dann bricht die leitung zusammen.
Zwischen den städten ziehen abwechselnd sumpflandschaften mit den verschiedensten vögeln, friedlich grasenden rindern und wasserbüffeln, fischenden indern und plantschendern kinder und ärmliche häuser vorbei, die wahrlich keine architektonischen meisterleistungen sind. Ein paar roh zusammengenagelte holzbretter oder wellblech stücke reichen aus.
An einem bahnübergang stehen wir 30 minuten, in denen 4 züge vobei rattern. Das verkehrschaos danach ist unvorstellbar – wie allerdings fast immer.
Das indische verkehrsministerium bemüht sich zwar sichtlich mit handgemalten schildern mit gereimten aufschriften (make accident zero – be a safety hero, u.ä) aber erfahrungsgemäß sprechen die inder nicht so gut englisch. Das schild „please dont drive in wrong direction“ auf getrennt zweispürigen fahrbahnen ist zwar nett gemeint, hilft aber wenig, da es nur lesbar ist, wenn man ohnehin in die richtige richtung fährt. „geisterfahrer“ und „-kühe“ sind halbstündliche ereignisse, an denen sich niemand stört.
Oft gegnen uns nagelneue „junge“ tata-trucks, die nur aus fahrgestell, rädern, motor, lenkrad und amarturenbrett bestehen. Das führerhaus gibt es noch nicht, die dresseure der jungen lkws sehen verwegen aus, haben sonnenbrillen und tücher am kopf, die hände locker-lässig ums lenkrad geschlungen, ein ernstes gesicht und befinden sich meist bis kurz vorm zusammenprall auf kollisionskurs. Was ein guter tata werden will muss scheinbar so früh wie möglich an die gefahren auf indiens straßen gewöhnt werden.
Die wiege der tata ist nicht weit, alle paar minuten kommt ein frontscheiben loser lkw, der gebärmaschine wird keine ruhe gegönnt, angeblich kommt alle 15 min ein neuer zur welt.
Eine anderes, diesmal an Star Wars erinnerndes Transportmittel ist das 3 Radtaxi, dessen Schnauze und Kühlerform stark an Darth Vader erinnern. Der Zusant diese GEfährts ist meist nicht erkennbar. Nur weil es halb auseinandergefallen im Strassengraben lehnt, heisst das nicht, dass es kaputt oder unfahrbar ist. Der Fahrer könnte sich genauso gut gerade eine Teepause gönnen.
In allahabad, wo die heiligen flüsse ganges, yamuna und der nicht existente, mythische saraswati zusammenfließen, stoßen wir auf eine lärmende prozession. Frauen und männer wirbeln zu trommelschlägen herum, ein mann balanciert eine 4 meter hohe bambusfahnenstange auf diversen körperteilen (schulter, bauch, rücken und AUGE) im takt.
In den kiosks der städte und dörfer bekommt man von a wie autoreifen bis z wie zahnpasta alles, wenn man nur lange genug sucht.
An gemüse finden sich zwiebel, tomaten, gurken, warzengurken (?), schlauchgurken (?), kartoffel, radi, karotten, chili, melanzani und rote rüben
Für den obst korb werden trauben, melonen, diverse mangos (die richtig nach mango schmecken, nicht so wie unsere pseudomangos in österreich), bananen, chikus (sehen aus wie kiwi, schmecken ähnlich wie birnen), mandarinen, granatäpfel und limonen geboten.
Die zahl- und namenlosen süßigkeiten werden von indern und fliegen gleichermaßen umschwärmt, außerdem trinken sie liebend gern frisch gepresstes zuckerrohr – für mich unvorstellbar, dass sie darauf nicht noch mehr durst bekommen, vor allem auch wegen der großen hitze.
An dieser stelle muss ich den liebenswürdigen chaoten mal ein großes lob aussprechen. Sie arbeiten ständig bei 40 grad im schatten, wobei nur die grad im schatten sind, nicht die inder. Ich bin immer froh, wenn ich nach einem kurzen sightseeing oder einkaufsbummel wieder ins kühle auto darf.
In varanasi zeigt uns ein freundlicher indischer althippie das angepeilte hotel, wo wir einen hageren deutschen gelegenheitsarbeiter und weltenbummler treffen, der bereits zum 7. mal hier ist und uns ausführlichst von seiner erst kürzlich erlebten darminfektion und deren auswirkungen erzählt.
Nach 2 schweißtreibenden tagen und nächten im auto, in denen wir von schneebergen und selbstgemachtem schokoglacé aus dem bijou träumen ist die aircondition im zimmer der himmel auf erden.
Frühmorgens brechen wir zu den ghats auf, den berühmten stufen am ganges wo sich die heiligsten der heiligen treffen, zum plaudern, beten und sterben. Wer hier stirbt, verbrannt und in den ganges versenkt wird fährt angeblich sofort in den himmel auf, ohne wiedergeboren werden zu müssen.
Aber auch der otto-normal-inder kommt and die heiligen ufer. Rituelle waschungen in der braunen brühe, wäsche waschen, kinder waschen, tiere waschen und „erfrischendes bad“ gehören zur tagesordnung.
Hospiz-einrichtungen sorgen für die alten inder, die zum sterben hierher kommen.
Für die rückfahrt suchen wir uns ein boot mit „sonnensegel“ (an 4 bambusstangen befestigter stofffetzen, aber trotzdem ein segen) den die ghats sind zahlreich. wir haben fast 2 kilometer zurück gelegt und die sonne brennt ungnädig auf uns herunter.
Jetzt sehen wir das verbrennungsghat näher. 150 hindus werden pro tag eingeäschert, nur keine kinder (ohnehin unschuldig), schwangere (haben unschuldige kinder im leib), sadhus (sind schon heilig) lepröse (repräsentieren eine göttin) und von kobra gebissene. Alle diese werden mit einem stein um den körper in den fluten versenkt.
Mit wieder einer ausnahme: den von der kobra vergifteten. Sie dürfen weder verbrannt werden, da dies die luft vergiften würde, noch versenkt, da dies das wasser vergiften würde, noch eingegraben, da dies die erde vergiften würde. Sie treiben auf einem bambus floss im fluss, bis zufällig irgendwo ein mächtiger guru ihrer ansichtig wird und sie mit seiner heiligen kraft entgiftet und anschließend versenkt.
Der hokuspokus, der hier veranstaltet wird ist himmelschreiend, nirgendwo sonst sieht man die bei allen religionen üblichen mehr oder weniger sinnlosen rituale so deutlich. Ich muss für mich immer mehr erkennen, dass bei allen religionen die grundgebote ähnlich und durchaus positiv sind, die praktische ausführung aber ein riesen firlefanz ist, der die gläubigen von den weisen gurus, sadhus, priestern, mullahs oder wie sie immer heißen mögen, abhängig macht, da nur sie wissen, wie die götter umgestimmt werden können. Sie haben die ursprünglich guten ansätze mit scharlatanerie verwässert und ziehen nutzen aus der angst, leichtgläubigkeit und sinnsuche der menschen.
unser „kapitän“ rudert mit uns an einem der vielen kahlgeschorenen, spindeldürren männer vorbei, der mit einem messing gefäss rituelle handlungen ausführt und am schluss einen mundvoll der köstlich brühe.
Während wir angewidert überlegen, ob er es wirklich geschluckt hat, beseitigt der steuermann unsere bedenken. Mittlerweile sind wir eine stunde am wasser, er ist erschöpft vom paddeln und lehnt sich über den bootsrand. Drei handvoll grausiges gangeswasser befeuchten seine kehle… mhm! Mich wundert nicht, dass hier so viele sterben…
Zurück im hotel führt mein erster weg unter die kalte dusche, die leichte brise am wasser hindert die sonne nicht daran, uns mit ihren besonders warmen strahlen zu beglücken.
Wir verlassen uttar pradesh und erreichen bihar, den angeblich lausigsten und am schlechtesten verwalteten bundesstaat mit den miesesten straßen. Der frühere ministerpräsident laloo hat nach einem von den zahlreichen wählern der unteren kasten geförderten sieg statt seinen versprechen seine eigenen taschen er- bzw. befüllt. Sein regierungsteam bestand aus verbrechern und mördern und während seiner ära brach der bürgerkrieg aus, armee, polizei, mafia, zivilisten, maoisten und andere räuberbanden fielen blutig übereinander her. später wurde er zwar wegen veruntreuung von milliarden arrestiert, er regierte aber über seine kurz vorher ernannte frau weiter. Sie ist angeblich immer noch an der spitze, er befindet sich auf freiem fuss.
Anfangs stimmen unsere eindrücke nicht damit überein, die häuser sind ungewohnt hübsch, bunt bemalt, es gibt kanäle in den dörfern, die süßigkeiten sind erstmals in verschließbare glasbehälter verbannt.
Bald bewahrheiten sich die unkenrufe, nur radler balancieren halbwegs schnell auf den schmalen straßenresten zwischen den abgründen. die schlaglöcher werden immer größer, bis sie fast die ganze fahrbahn einnehmen. Anfangs ist ein ausweichen noch möglich, aber ich werde zunehmend frustrierter. Da fährt man mit vollem optimismus auf ein schlagloch zu in der überzeugung, ihm bestmöglich ausweichen zu können, nur um wieder zu bemerken, dass es nicht möglich ist, weil links und rechts davon ein mindestens genauso tiefes gegraben wurde. Der starex muss mitten durch und ächzt bereits besorgniserregend am rechten vorderrad.
Wenn die kaputten straßen nicht gerade die volle aufmerksamkeit der inder brauchen, beschäftigen sie sich am liebsten mit dem produzieren von unentrinnbarem verkehrschaos.
Ein beispiel aus agra, symbolisch für die täglichen kämpfe im indischen verkehrswahnsinn:
In einer schmalen straße kommt uns ein dicker tata-bus entgegen. Wir müssen zurückschieben. Verzeihung: wir müssTen in die kreuzung zurück. Links und rechts schieben sich überladene rikschas in die ohnehin zu wenigen zwischenräume. In der T-kreuzung knapp hinter uns fahren alle beräderten motorisierten und nicht-motorisierten karren dicht auf, um keine gelegenheit auszulassen, bei der sie eventuell einen halben cm vorwärts kommen könnten. Logistik gibt’s im hindi-vokabular nicht.
Als endlich nach 20 min hinter uns platz genug zum zurückschieben ist (nicht wegen der einsicht eines indischen fahrers, sondern weil sich einen meter weiter hinten rechts zwei rikschas und ein traktor so ineinander verkeilt haben, dass nicht mal mehr ein radfahrer durch passt – das soll was heißen!) glauben wir an ein licht am horizont. Martin legt den retourgang ein und will zurück. Plötzlich kommt ein von links ein tata lkw, der mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit wieder alles verstopfen wird. Wirklich hilfreich wäre nur, wenn er die kunst, sich in luft aufzulösen beherrschen würde. Es soll ja auch fliegende teppiche geben…
Mir reißt der geduldsfaden. Ich springe aus dem auto und baue mich vor dem laster auf, um ihn am weiter fahren zu hindern. Er hupt wie wild, weil ich die 3m straße, die zum reversieren für den starex und zum passieren der kurve für den feststeckenden bus nötig sind, nicht freigeben will, wo er doch so gerne die völlige blockade verursachen möchte.
Zahlreiche inder beschimpfen mich, mein schlechtes gewissen über die unnötig schnelle „zerschlagung“ dieses gordischen verkehrsknotens hält sich in grenzen, schließlich haben wir heute noch ein paar kilometer vor uns.
Martin kämpft um jeden milimeter freier straße mit den restlichen rad und rikscha-fahrern und drängt sich geistesgegenwärtig in einen sicher nicht absichtlich entstandenen freiraum. 20 grantige huper des aufgehaltenen tata-lkws und martins milimeterarbeit im auto kann der gefangene bus endlich am starex vorbei, dicht gefolgt von 5 ochsenwagen, 2 traktoren und 7 rikschas. Ich hüpfe zurück ins auto und wir rollen blitzartig durch die entstandene lücke in die freiheit.
Da ich nun nicht mehr vor dem lkw stehe, fährt dieser munter 2 meter vor und steht nase an nase mit dem bus. Das spiel beginnt von vorne – ohne uns, wir machen uns schleunigst aus dem staub.
Ich hoffe ihr versteht meinen manchmal etwas sarkastischen schreibstil nicht falsch, aber ich betrachte das ganze zum selbstschutz als 24 stunden nonstop kabarett, sonst würde ich öfter aus der haut fahren. Der offensichtliche unwille irgendetwas, egal was, effizient und logisch zu lösen zehrt manchmal sehr an unseren nerven.
Gerade als wir sicher sind, dass wir nur schnell weg wollen, kommen wir zu den bisher schönsten plätzen. Ein mausoleum ohne eintritt, wo gerade reger betrieb herrscht, da heute der todestag des begrabenen sufis begangen wird. Die gläubigen singen und tanzen sich nach den alten traditionen in trance, dahinter liegt ein wunderschöner kleiner see, in dem die kinder plantschen. Eine kühle brise – sehr ungewöhnlich, die muss ein mitleidiger gott geschickt haben, um uns gnädig zu stimmen – weht über das gelände.
Dann fahren wir durch patna. Plötzlich herrscht gespenstische stille auf der straße, kein hupen ist zu hören, alle fahren zivilisiert, jeder auf seiner fahrbahn, niemand überholt. Sieht aus, als wäre einem einflussreichen inder der kragen geplatzt und er hat seine kollegen irgendwie zur vernunft gezwungen. Sie scheinen sich zu fürchten - wovor?
Des rätsels lösung ist, wir befinden uns im CANTT, dem armeeviertel. Die militärs haben es offensichtlich unter androhung von waffengewalt und autobomben, die chaotischen inder in geordnete bahnen zu lenken.
Kaum ist das CANTT aus, beginnt dass bekannte chaos mit den üblichen verdächtigen, als ob sie nie etwas anders gesehen hätten und nicht erfahren durften, dass auch ohne hupen, schreien und drängen jeder schneller zu seinem recht und heim zur mami kommt.
Eine weiter oase der seeligen ist vaishali. Rund um einen etwas größeren see stehen ein museum und eine buddhistische friedenspagode. Im see vergnügen sich die wasserbüffel und tauchen, bis nur mehr zwei große nasenlöcher aus dem wasser ragen. Die Nachmittagssonne besticht als begabte malermeisterin, sie zaubert von ihrer palette die kräftigsten farben ins dahinter liegende dorf. Die goldenen statuen der stupa funkeln in ihren strahlen.
Die inder kosten die letzten, nicht allzuheißen sonnenstrahlen aus, erledigen kleinere arbeiten. Die männer radeln nach hause. die glänzenden saris der frauen schimmern im abendlicht und umschlingen ihre körper auf geheimnisvolle, anmutige art. Kerzen gerade, manche mit schweren töpfen oder körben am kopf, ohne sich die mühen des alltags anmerken zu lassen wandeln sie am straßenrand richtung heimatlicher strohhütte.
In der stadt dauert der arbeitstag länger, die inder sind hektischer und führen bei weitem kein so beschauliches leben wie ihre kollegen am land, obwohl sie immer für eine rastpause dankbar sind. In ermangelung eines staus nehmen sie unseren starex und mich genau unter die lupe. Ihr schwach ausgeprägtes distanz gefühl (für indien und seine milliarde bewohner dringend nötig, einsame plätz sind mangelware) und ihre unverhohlene neugier sind für mich gewöhnungsbedürftig. Sie drücken sich am fenster die nasen platt und wenn sie offen sind greifen sie bis zum schalthebel. Es ist nicht böse gemeint, aber trotzdem neu für die privatsphäre respektierenden westler.
Am ende des tages verdichten sich die hinweise, dass unsere karte falsch gedruckt ist, der eingezeichnete east-west-corridor ist 130 km weiter südlich als eingezeichnet, die straßen entsprechend schlecht, was uns einen ganzen tag kostet. Dafür durften wir endlich die schönen seiten indiens kennen lernen und diese kleine unannehmlichkeiten erscheinen im aufgehenden licht der verständnis nicht mehr so grell. Das war den tag wert!
Der heutige schlafplatz ist der vorgarten eines kleinen restaurants, der besitzer ist ein engel. Mit ein paar internationalen wortbrocken und gesten macht er mir verständlich, dass er zwar kein englisch spricht und ich kein hindi, wir uns aber mit der universellen sprache der hände und herzen verstehen werden. Er persönlich sorgt für unser wohlergehen.
Er kümmert sich rührend, beschafft mir sogar einen ventilator, als ich es nachts im auto nicht mehr aushalte und mich auf eines der im freien stehenden betten lege und schenkt uns den frühstückstee.
Heute erreichen wir endlich die stadt purnia, welche schon seit 3 tagen als unerreichtes tagesziel am planungshorizont leuchtet.
Bald darauf erreichen wir westbengalen und wir trauen unseren augen nicht, als eine 4spurige straße aus dem nichts auftaucht.
Wer scherzt hier mit uns? Wir trauen dem frieden nicht und erwarten hinter jeder kurve den abgrund, doch er tut sich nicht auf.
Mit einer kurzen unterbrechung, wo ein kleiner zipfel des lausigen bundesstaates bihar (der mit den miesen straßen) nach westbengalen ragt hält die qualität bis kurz vor siliguri.
Wir werden wirklich bis darjeeling kommen heute – fantastisch!
In siliguri stolpern wir wie schon öfter über eine hyundai werkstatt und auf diesem gebiet sind die inder den pakistani erstmals überlegen. Sie finden und fixieren den lockeren bolzen der ächzenden rechten vorderradaufhängung (die, die toferer neu gemacht hat), verpassen dem baby einen neues auge (ein breitstrahler hatte schon vor 3 tagen den geist aufgegeben) ölen die quietschenden türschaniere, reinigen pollen- und luftfilter und bestätigen, dass wir mit den bremsen nicht mehr weit kommen werden.
17€ und 2 ½ stunden später setzen wir unseren weg nach darjeeling, wo wir das programm der reisegruppen im herbst, von denen ich zwei betreuen werde, testen wollen, fort.
Die kurvige straße schlängelt sich den berg hoch, daneben verlaufen die schienen der 150 jahre alten schmalspurbahn, die dutzende male die fahrbahn queren.
Die luft wird mit jedem höhenmeter frischer und angenehmer, ein segen nach der stickigen, heißen, manchmal stinkenden, fast sichtbaren luft in den ebenen.
Die leute lächeln freundlich, die autofahrer wissen, wie man sich auf den straßen benimmt, sie warten in engen kurven, hupen vorher, es ist, als ob wir versehentlich über eine grenze gefahren wären und uns nicht mehr in indien befinden würden.
Bergvölker sind eindeutig anders!!
Wir haben sogar das riesen glück und sehen die 1mal täglich verkehrende liabe klane eisenbahn, die raucht a bisserl, pfaucht a bisserl, bis sie nimma weiter kann… (österreichisches mundart lied)
Die gruppenunterkunft ist ein altes, im englischen kolonialstil geführtes 5 sterne hotel mit entzückender einrichtung und köstlichem essen.
Am morgen beginnt der tag nach dem frühstück mit kurzer besprechung über allfällige fragen mit dem partner vom hiesigen reisebüro, dann startet unsere „testtour“, welche uns zum zoo, zum himalayan mountaineering institute, zum tibetischen flüchtligscamp mit den workshops, der teeplantage, der schmalspurbahn fahrt (schritttempo, 1 stunde für 8km, aber ein dampfendes erlebnis) und zu einem alten buddhistischen kloster führt.
Am Nachmittag lichten sich, wie schon so oft, die wolkenschleier und öffnen uns die sicht zum dritthöchsten berg der welt, dem kanchenjunga.
Mit diesen bildern im kopf kommen wir zurück ins hotel, wo wieder indische delikatessen auf uns warten.
Heute mussten wir um vier aus den federn, um vom tiger hill aus den sonnenaufgang überm kanchenjunga mitzuerleben! Gestern war es leicht diesig, wir waren nicht sicher, ob uns das wetter gnädig sein würde, doch die ersten blicke vom bett aus zum himmel zeigen in sternenklar und wolkenlos.
Der berggott meint es wieder mal besonders gut mit uns, wir sehen nicht nur den nahen kanchendzonga im licht der morgensonne glänzen, sondern zu unserer überraschung sogar makalu, lhotse und mount everest in 200 km entfernung.
Die aberhunderte herum wuselnden indischen touristen können unsere freude nicht vergällen, obwohl wir wirklich nicht damit gerechnet haben, soooo viele davon am tiger hill zusehen. Die hundert transportjeep verursachen das zu erwartende chaos, trotzdem läuft es hier viel ruhiger ab, als bei den flachland-indern.
Nach dem frühstück geht’s richtung gangtok in sikkim, wo wir noch das berühmte und umstrittene rumtek kloster besichtigen werden.
Alles liebe und viele schöne tage,
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom
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