Das wilde Kurdistan
maerz 04
Merhaba zum letzten Mal,
ab heute Nachmittag gilt diese Grußform nicht mehr, den in wenigen
Stunden befinden wir uns so Gott will – „incha allah“ (sprich: inschallah) im Iran. Gestern Nacht vernichteten wir noch unsere letzten 2 Flaschen Wein, denn im Iran gilt absolutes Alkoholverbot.
Es war ein lustiger Abend an einer Tankstelle (mit kurdischem Betreiber, der
uns Tee und Frühstück offeriert), einträchtig bewacht von der türkischen
Armee, die uns ihren besonderen Schutz zusichert.
Nach dem wir am 26. in Göreme abgefahren sind, besuchten wir noch eine der
berühmten unterirdischen Städte. 60 000 Leute wohnten dort, meist nur
vorübergehend, wenn akute Gefahr drohte auf 18 (!!!) Etagen unter der Erde
verteilt.
In allen Städten, die wir passieren, läuft der Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen auf Hochtouren. die beiden Regierungsparteien AKP (Gerechtigkeitspartei) und CHP (republikanische Partei) betreiben den größten Aufwand. Generell
ist ein hohes Interesse am politischen Geschehen feststellbar, wir
begegnen ganzen Autoprozessionen fahnenschwingender Befürworter. in Dörfern mit 15000
EW gibt es 8 Kandidaten für die Bürgermeisterwahl.
Mein Kopftuch löst eine neue, noch herzlichere Welle der Gastfreundschaft aus, von allen Frauen werde ich gebeten, sie zu begleiten oder ihnen einfach Gesellschaft zu leisten, auch wenn es nicht gerade ums Essen oder Schlafen geht.
Sie beschenken mich und machen Komplimente, es ist ihnen sichtlich wohler, mit jemandem zu sprechen, der sich den Sitten anpasst und dem gängigen Ideal entspricht.
Wir wollen nur kurz in Kayseri den Bazar besuchen, werden von einem wirklich guten Teppichhändler zum Übernachten und Essen eingeladen, nicht ohne ein schönes Stück für Martins Haus in Thimpu erstanden zu haben.
Das Abendessen ist köstlich, alle typischen Gerichte werden aufgetischt, alle sitzen am Boden im Kreis ums Essen, eine Zipfel der Tisch/Bodendecke am Schoß statt der Serviette, dann wird rumgereicht und geschlemmt, sehr kommunikativ.
Der jüngere Sohn zeigt uns den neuen PC und lässt uns kurz ans www. Ich belohne ihn dafür mit Bildern der Digitalkamera, die ich mit ihnen im Haus gemacht haben und mit meinem Memory Stick einfach übertragen kann. Vor allem der Vater ist begeistert.
Der Sohn erzählt von seinen Zukunftsplänen (Ausbildung Computer - Programmierung) und ist höchst interessiert am Stand der derzeitigen Chance für die Türkei zur Eu zu kommen.
Frau Merkel war vor kurzem hier und hat (ungefragt) erklärt, dass die Türkei viel zu rückständig für einen Beitritt sei.
Um die eigenen Wähler zu Hause beeindrucken zu können, darf man hier die Leute vor den Kopf stoßen…
Wie in Österreich oder Deutschland ist es natürlich nicht, aber verglichen mit dem Zustand der jetzigen Beitrittskandidaten, ist die Türkei bis in die letzte östliche Provinz (vor der uns alle gewarnt haben, wie gefährlich und unterentwickelt sie sei) ein Musterbeispiel.
Die Infrastruktur ist überraschend gut ausgebaut, bis zur Osttürkei sowieso und hier ebenfalls. 2 bis 4-spurige Straßen (Fahrverhalten wie Lämmchen, Unterschied: manchmal traben Pferdefuhrwerke neben hochmodernen Langstreckenbussen.) Stromversorgung ist sehr gut, überall Warmwasserspeicher (Solarenergie) auf den Dächern, Kanal, Telefon, Internetcafes, moderne Rettungswagen, SatellitenTv usw.
Probleme mit Verletzung der Menschenrechte sind natürlich ernst zu nehmen, aber Erdogan, der Präsident, ist sehr darum bemüht, dem einen Riegel vorzuschieben und bastelt an allerhand neuen, Eu-konformen Gesetzen zu den „heißen“ Themen, mit einer Ernsthaftigkeit, die einige Möchtegern-EU-Länder vermissen lassen.
Die Größe und Bevölkerungszahl spielt sicher eine ausschlaggebende Rolle, die Türkei wäre nach Dtl das zweitgrößte Land und hätte (müsste haben) großes Mitspracherecht bei Beschlüssen, sobald die Regel mit einer Stimme pro Land, egal wie groß, erst abgeschafft ist. Die Franzosen zittern jetzt schon und kein Wunder, dass Öktay (der Sohn) Frau Merkel + Co ihre Ansichten übel nimmt.
Im schlimmsten Fall könnten sich die korrekten Deutschen – nach Überwindung ihrer Bedenken zur Integration islamischer Menschen - ein wenig von der Gastfreundlichkeit, Natürlichkeit, Hilfsbereitschaft, sozialem Verstand, Gemütlichkeit und Toleranz abschneiden - Utopia?
Aber Deutschland ist sicher nicht das der einzige Staat, der in diesen Bereichen ein wenig – wie sagte Merkel? „unterentwickelt“ ist.
Die kurdische Bevölkerung ist fast noch freundlicher als die türkische (wir übernachteten gestern in einem verlassen scheinenden Teil eines Bergdorfes im Auto, am Morgen waren wir umzingelt von den Kuhhirtinnen, die ihre Tiere aus den Ställen - die verlassenen Häuser - holten und uns stolz ihre Kälber zeigten). Frühstück inbegriffen.
Ein paar Kilometer weiter versuchte ich ein Foto einer Militärkontrolle zu erbeten (streng verboten) mit dem Ergebnis, das wir zu Tee und Néscafe geladen wurden und schlussendlich wirklich ein Foto machen durften. Der sichtlich beeindruckte Kommandant, der uns für die verrücktesten Leute weit und breit hielt, weil wir im Dorf der „bösen Kurden“ mit einem Fuß im Grab seelenruhig im Auto übernachtet haben, zeigt mir dann stolz seinen Panzer von innen. Jedes kleine Detail, jede Schußapperatur, die Armaturen, dutzende Anzeigen erklärte. Ich bin mit dieser Art Verteidigungsmittel eher schwer zu beeindrucken, aber in seinem Redefluss merkte er nichts davon. Am Ende durften wir sogar fotografieren. (ohne Soldaten, nur Panzer, aber, sie kennen scheinbar die Weitwinkeleinstellung an der Filmkamera nicht, so sind sie alle rechts im Bild zu sehen. Generell ist die Militärpräsenz sehr hoch, von aktuellen Problemen hören wir aber nichts. (eine Kaserne in jeder Kleinstadt)
Die Landschaft könnte nicht schöner und abwechslungsreicher sein, karge Steppe, fruchtbare Ebenen, schneebedeckte Berge, an deren Füßen sich Seen (Van See, größter Sodasee der Welt) oder Mondlandschaften erstrecken, Hügeln in allen Farben, blühende Bäume, reißende Flüsse (Euphrat, Murat) und kleine Bäche, riesige Stauseen und winzige Tümpel...
Märchengegenden wie im Bilderbuch...
Heute sahen wir zum 1. Mal den Ararat, den höchsten Berg hier, auf dem angeblich die Arche samt Noah und seinen Viecherln nach der Sintflut gestrandet war. Ein mächtiger Gupf, der seine Spitze wie immer im Nebel versteckt.
Unser nächster Weg führt uns ein Stück näher zu einer besonderen Ausgrabungsstätte...
in diesem Sinne,
bis bald
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom
Tuerkei pics
Merhaba zum letzten Mal,
ab heute Nachmittag gilt diese Grußform nicht mehr, den in wenigen
Stunden befinden wir uns so Gott will – „incha allah“ (sprich: inschallah) im Iran. Gestern Nacht vernichteten wir noch unsere letzten 2 Flaschen Wein, denn im Iran gilt absolutes Alkoholverbot.
Es war ein lustiger Abend an einer Tankstelle (mit kurdischem Betreiber, der
uns Tee und Frühstück offeriert), einträchtig bewacht von der türkischen
Armee, die uns ihren besonderen Schutz zusichert.
Nach dem wir am 26. in Göreme abgefahren sind, besuchten wir noch eine der
berühmten unterirdischen Städte. 60 000 Leute wohnten dort, meist nur
vorübergehend, wenn akute Gefahr drohte auf 18 (!!!) Etagen unter der Erde
verteilt.
In allen Städten, die wir passieren, läuft der Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen auf Hochtouren. die beiden Regierungsparteien AKP (Gerechtigkeitspartei) und CHP (republikanische Partei) betreiben den größten Aufwand. Generell
ist ein hohes Interesse am politischen Geschehen feststellbar, wir
begegnen ganzen Autoprozessionen fahnenschwingender Befürworter. in Dörfern mit 15000
EW gibt es 8 Kandidaten für die Bürgermeisterwahl.
Mein Kopftuch löst eine neue, noch herzlichere Welle der Gastfreundschaft aus, von allen Frauen werde ich gebeten, sie zu begleiten oder ihnen einfach Gesellschaft zu leisten, auch wenn es nicht gerade ums Essen oder Schlafen geht.
Sie beschenken mich und machen Komplimente, es ist ihnen sichtlich wohler, mit jemandem zu sprechen, der sich den Sitten anpasst und dem gängigen Ideal entspricht.
Wir wollen nur kurz in Kayseri den Bazar besuchen, werden von einem wirklich guten Teppichhändler zum Übernachten und Essen eingeladen, nicht ohne ein schönes Stück für Martins Haus in Thimpu erstanden zu haben.
Das Abendessen ist köstlich, alle typischen Gerichte werden aufgetischt, alle sitzen am Boden im Kreis ums Essen, eine Zipfel der Tisch/Bodendecke am Schoß statt der Serviette, dann wird rumgereicht und geschlemmt, sehr kommunikativ.
Der jüngere Sohn zeigt uns den neuen PC und lässt uns kurz ans www. Ich belohne ihn dafür mit Bildern der Digitalkamera, die ich mit ihnen im Haus gemacht haben und mit meinem Memory Stick einfach übertragen kann. Vor allem der Vater ist begeistert.
Der Sohn erzählt von seinen Zukunftsplänen (Ausbildung Computer - Programmierung) und ist höchst interessiert am Stand der derzeitigen Chance für die Türkei zur Eu zu kommen.
Frau Merkel war vor kurzem hier und hat (ungefragt) erklärt, dass die Türkei viel zu rückständig für einen Beitritt sei.
Um die eigenen Wähler zu Hause beeindrucken zu können, darf man hier die Leute vor den Kopf stoßen…
Wie in Österreich oder Deutschland ist es natürlich nicht, aber verglichen mit dem Zustand der jetzigen Beitrittskandidaten, ist die Türkei bis in die letzte östliche Provinz (vor der uns alle gewarnt haben, wie gefährlich und unterentwickelt sie sei) ein Musterbeispiel.
Die Infrastruktur ist überraschend gut ausgebaut, bis zur Osttürkei sowieso und hier ebenfalls. 2 bis 4-spurige Straßen (Fahrverhalten wie Lämmchen, Unterschied: manchmal traben Pferdefuhrwerke neben hochmodernen Langstreckenbussen.) Stromversorgung ist sehr gut, überall Warmwasserspeicher (Solarenergie) auf den Dächern, Kanal, Telefon, Internetcafes, moderne Rettungswagen, SatellitenTv usw.
Probleme mit Verletzung der Menschenrechte sind natürlich ernst zu nehmen, aber Erdogan, der Präsident, ist sehr darum bemüht, dem einen Riegel vorzuschieben und bastelt an allerhand neuen, Eu-konformen Gesetzen zu den „heißen“ Themen, mit einer Ernsthaftigkeit, die einige Möchtegern-EU-Länder vermissen lassen.
Die Größe und Bevölkerungszahl spielt sicher eine ausschlaggebende Rolle, die Türkei wäre nach Dtl das zweitgrößte Land und hätte (müsste haben) großes Mitspracherecht bei Beschlüssen, sobald die Regel mit einer Stimme pro Land, egal wie groß, erst abgeschafft ist. Die Franzosen zittern jetzt schon und kein Wunder, dass Öktay (der Sohn) Frau Merkel + Co ihre Ansichten übel nimmt.
Im schlimmsten Fall könnten sich die korrekten Deutschen – nach Überwindung ihrer Bedenken zur Integration islamischer Menschen - ein wenig von der Gastfreundlichkeit, Natürlichkeit, Hilfsbereitschaft, sozialem Verstand, Gemütlichkeit und Toleranz abschneiden - Utopia?
Aber Deutschland ist sicher nicht das der einzige Staat, der in diesen Bereichen ein wenig – wie sagte Merkel? „unterentwickelt“ ist.
Die kurdische Bevölkerung ist fast noch freundlicher als die türkische (wir übernachteten gestern in einem verlassen scheinenden Teil eines Bergdorfes im Auto, am Morgen waren wir umzingelt von den Kuhhirtinnen, die ihre Tiere aus den Ställen - die verlassenen Häuser - holten und uns stolz ihre Kälber zeigten). Frühstück inbegriffen.
Ein paar Kilometer weiter versuchte ich ein Foto einer Militärkontrolle zu erbeten (streng verboten) mit dem Ergebnis, das wir zu Tee und Néscafe geladen wurden und schlussendlich wirklich ein Foto machen durften. Der sichtlich beeindruckte Kommandant, der uns für die verrücktesten Leute weit und breit hielt, weil wir im Dorf der „bösen Kurden“ mit einem Fuß im Grab seelenruhig im Auto übernachtet haben, zeigt mir dann stolz seinen Panzer von innen. Jedes kleine Detail, jede Schußapperatur, die Armaturen, dutzende Anzeigen erklärte. Ich bin mit dieser Art Verteidigungsmittel eher schwer zu beeindrucken, aber in seinem Redefluss merkte er nichts davon. Am Ende durften wir sogar fotografieren. (ohne Soldaten, nur Panzer, aber, sie kennen scheinbar die Weitwinkeleinstellung an der Filmkamera nicht, so sind sie alle rechts im Bild zu sehen. Generell ist die Militärpräsenz sehr hoch, von aktuellen Problemen hören wir aber nichts. (eine Kaserne in jeder Kleinstadt)
Die Landschaft könnte nicht schöner und abwechslungsreicher sein, karge Steppe, fruchtbare Ebenen, schneebedeckte Berge, an deren Füßen sich Seen (Van See, größter Sodasee der Welt) oder Mondlandschaften erstrecken, Hügeln in allen Farben, blühende Bäume, reißende Flüsse (Euphrat, Murat) und kleine Bäche, riesige Stauseen und winzige Tümpel...
Märchengegenden wie im Bilderbuch...
Heute sahen wir zum 1. Mal den Ararat, den höchsten Berg hier, auf dem angeblich die Arche samt Noah und seinen Viecherln nach der Sintflut gestrandet war. Ein mächtiger Gupf, der seine Spitze wie immer im Nebel versteckt.
Unser nächster Weg führt uns ein Stück näher zu einer besonderen Ausgrabungsstätte...
in diesem Sinne,
bis bald
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom
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