Hoehlenkloester in Kappadokien
maerz 04
Hallo liebe Leute,
wir sind nach der Fahrt von Istanbul über Ankara, vorbei an einem wunderschönen Salzsee, einem Naturschutzpark, gestern in Kappadokien angekommen, genauer gesagt in Göreme. Kappadokien ist bekannt für seine Tuffkegel, in die während der Zeit des Byzantinischen Reiches Wohnungen und Klöster gegraben wurden. Der Stein ist sehr weich, so ist es leicht, (leichter als bei anderem Gestein, ich bin sicher sie haben trotz allem ordentlich geschwitzt damals!) sie nach Belieben auszuhöhlen und zu formen.
Heute früh, nach einem herrlichen Frühstück auf unserer Hotelterrasse, von der aus man die ganze Stadt überblicken kann, machten wir uns auf den Weg, die Gegend zu erkunden. Das Wetter war uns wohlgesonnen, der Himmel strahlend blau und der warme Frühlingswind sehr angenehm. Jetzt blühen hier gerade die Marillen – Aprikosen, für alle Nichtösterreicher - (weiß) und Mandelbäume (rosa) was der Landschaft noch mehr Charme verleiht. Rundherum ragen die Tuffkegel auf, viele Sandsteinformationen ähneln aus Sand geformten Regentropfen, die sich sanft aneinander lehnen. Sie sind jüngeren Alters. Wenn die Auswirkungen von Regen und Erosion sichtbarer werden, bleiben die einzelnen Kegeln übrig, die dann v.a. von Christen umfunktioniert wurden. Es gibt sogar ganze Städte, (Troglodytenstädte) unterirdisch gebaut, in denen die anderswo vertriebenen Christen früher Zuflucht fanden. In Özkonak tummelten sich zu Spitzenzeiten 50.000 Leute auf 18 (!) Ebenen unter der Erde.
Nach ein paar Metern unserer Erkundungstour begegnete uns Mustafa, ein lustiger, runder Einheimischer, ein Musterbeispiel an Authentizität und Gastfreundschaft, der uns gratis die Geheimtipps der Umgebung zeigt und mit uns zu den abenteuerlichsten Klöstern über schmale Eisenleitern in versteckte Bereiche klettert. Er erzählt uns vom Leben hier, von seiner Kindheit, in der alle Felswohnungen noch frei zugänglich und somit der beste Abenteuerspielplatz waren, von seinen Kindern, seinem Vater, der sehr spät eine junge Frau geheiratet hat und mit 58 zum letzten mal Papa wurde, von den Touristen, dank denen er nun einen Arbeitsplatz im Ort als Wachmann bei einer Teppichhandlung hat.
Außerdem singt er uns noch türkische Volkslieder vor. Mit einer faszinierenden Aussicht im Hintergrund, seinen Liedern im Ohr und den Gedanken an seine Geschichten bekommt man ein wehmütiges Gefühl, ich möchte einfach nur hier an dieser stelle sitzen bleiben und lauschen, sehen und genießen.
Zum Schluss lud er uns zum Essen zu sich nach hause ein. Unsere Freude war doppelt groß. Bereits gestern fanden wir nur "Touristenrestaurants hier im Ort, gemütliche Beisln sind schwer zu finden. Die Leute hier haben gelernt, von den Touristen zu leben und es ist meist ein langer Weg von touristisch unerfahrener, authentischer Gastfreundschaft über Kitsch, Glamour und internationalem Massenangebot wieder zurück zu der ursprünglichen Einfachheit, zum Selbstbewusstsein, Spezialitäten der Region anzubieten und in dem Fall Kappadokien in seiner natürlichen Art zu repräsentieren. Aber damit haben nicht nur die Türken Probleme...
Nach Wanderungen durchs Freilichtmuseum hier im Ort nahm er uns mit zu seiner Frau, die er in der Zwischenzeit bereits vorgewarnt hatte. sie bereitete eine typische Suppe zu, dazu eingelegtes Gemüse, Oliven, Salz und einen köstlichen Brotaufstrich. Die einfache Wohnung war zum Teil ebenfalls in einem dieser Tuffkegel, gemütlichst eingerichtet, ein Platz zum Verweilen.
Ich dachte schon, es könnte nicht mehr besser werden, da erzählte er uns, dass seine Frau Häkelborten an Schals anbringt und diese dann verkauft. Ich suchte schon seit Tagen einen geeigneten Schal, denn als Frau ist es hier manchmal einfach angebracht, sich den Sitten anzupassen, anstatt ständig als "unzüchtig" zu gelten. Natürlich könnte ich mich weigern und auf meine Kultur pochen, aber es eröffnet Zugang zu anderen Erlebnissen, die ich keinesfalls missen möchte!! Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung steigert sich immens, wenn sie merken, dass man nicht leichtfertig mit ihren Bräuche umgeht und im Stande ist, sich anzupassen.
Zu meinem Glück hat sie obendrein als erste einen Schal mit genau meinen Lieblingsfarben. Da ich nicht an Zufälle glaube, müssen sich für diese Reise besonders viele positive Energien zusammen getan haben, sonst wären all diese wunderbaren Erlebnisse nicht zu erklären.
Das war allerdings immer noch nicht alles. Mustafas Sohn Ali kam nach hause, er studiert Latein, zwar schon etwas länger aber verdient nebenbei gutes Geld als lizenzierter Guide und Musiker. Davon hörten wir auch eine Kostprobe. Er ist Rahmentrommelspieler und singt dazu, alles im Stil der Sufis. (Sufismus ist grob gesagt eine den Religionen übergeordnete Philosophie, die die Einswerdung des Körpers mit dem Geist suchen und an der alle Menschen, egal welcher Religion, Kultur oder Geschlecht, teilhaben können. Sie erreichen tranceartige Zustände durch Musizieren und Singen. Mitglieder sind eher Freigeister, Probleme mit sehr konservativen Gläubigen sind immer ein Thema, da es vehementen Glaubensverfechtern immer schwer fällt, mit anderen Religionen gemeinsam an einer Sache zu arbeiten)
Es war faszinierend, ihm zu zuhören, seiner Musik genauso wie seinen Erklärungen. Er machte einen sehr feinsinnigen, gebildeten Eindruck und konnte mit Musik und Sprache gleichermaßen fesseln. Das war wieder einer der Augenblicke des heutigen Tages, an dem ich dachte, ich möchte einfach nur bleiben und mit(er)leben.
Am Abend werden wir ihn wahrscheinlich noch in der Bar im Nachbarort besuchen, in der er vor türkischem Publikum in einer Band seine Lieder zum Besten gibt.
Morgen geht die Reise weiter nach Kayseri Richtung Ostanatolien. Das Auto fährt immer noch als ob es neu wäre und schnurrt dabei wie ein Kätzchen. Die Typen in Istanbul haben nachhaltig ganze Arbeit geleistet.
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom
Tuerkei pics
Hallo liebe Leute,
wir sind nach der Fahrt von Istanbul über Ankara, vorbei an einem wunderschönen Salzsee, einem Naturschutzpark, gestern in Kappadokien angekommen, genauer gesagt in Göreme. Kappadokien ist bekannt für seine Tuffkegel, in die während der Zeit des Byzantinischen Reiches Wohnungen und Klöster gegraben wurden. Der Stein ist sehr weich, so ist es leicht, (leichter als bei anderem Gestein, ich bin sicher sie haben trotz allem ordentlich geschwitzt damals!) sie nach Belieben auszuhöhlen und zu formen.
Heute früh, nach einem herrlichen Frühstück auf unserer Hotelterrasse, von der aus man die ganze Stadt überblicken kann, machten wir uns auf den Weg, die Gegend zu erkunden. Das Wetter war uns wohlgesonnen, der Himmel strahlend blau und der warme Frühlingswind sehr angenehm. Jetzt blühen hier gerade die Marillen – Aprikosen, für alle Nichtösterreicher - (weiß) und Mandelbäume (rosa) was der Landschaft noch mehr Charme verleiht. Rundherum ragen die Tuffkegel auf, viele Sandsteinformationen ähneln aus Sand geformten Regentropfen, die sich sanft aneinander lehnen. Sie sind jüngeren Alters. Wenn die Auswirkungen von Regen und Erosion sichtbarer werden, bleiben die einzelnen Kegeln übrig, die dann v.a. von Christen umfunktioniert wurden. Es gibt sogar ganze Städte, (Troglodytenstädte) unterirdisch gebaut, in denen die anderswo vertriebenen Christen früher Zuflucht fanden. In Özkonak tummelten sich zu Spitzenzeiten 50.000 Leute auf 18 (!) Ebenen unter der Erde.
Nach ein paar Metern unserer Erkundungstour begegnete uns Mustafa, ein lustiger, runder Einheimischer, ein Musterbeispiel an Authentizität und Gastfreundschaft, der uns gratis die Geheimtipps der Umgebung zeigt und mit uns zu den abenteuerlichsten Klöstern über schmale Eisenleitern in versteckte Bereiche klettert. Er erzählt uns vom Leben hier, von seiner Kindheit, in der alle Felswohnungen noch frei zugänglich und somit der beste Abenteuerspielplatz waren, von seinen Kindern, seinem Vater, der sehr spät eine junge Frau geheiratet hat und mit 58 zum letzten mal Papa wurde, von den Touristen, dank denen er nun einen Arbeitsplatz im Ort als Wachmann bei einer Teppichhandlung hat.
Außerdem singt er uns noch türkische Volkslieder vor. Mit einer faszinierenden Aussicht im Hintergrund, seinen Liedern im Ohr und den Gedanken an seine Geschichten bekommt man ein wehmütiges Gefühl, ich möchte einfach nur hier an dieser stelle sitzen bleiben und lauschen, sehen und genießen.
Zum Schluss lud er uns zum Essen zu sich nach hause ein. Unsere Freude war doppelt groß. Bereits gestern fanden wir nur "Touristenrestaurants hier im Ort, gemütliche Beisln sind schwer zu finden. Die Leute hier haben gelernt, von den Touristen zu leben und es ist meist ein langer Weg von touristisch unerfahrener, authentischer Gastfreundschaft über Kitsch, Glamour und internationalem Massenangebot wieder zurück zu der ursprünglichen Einfachheit, zum Selbstbewusstsein, Spezialitäten der Region anzubieten und in dem Fall Kappadokien in seiner natürlichen Art zu repräsentieren. Aber damit haben nicht nur die Türken Probleme...
Nach Wanderungen durchs Freilichtmuseum hier im Ort nahm er uns mit zu seiner Frau, die er in der Zwischenzeit bereits vorgewarnt hatte. sie bereitete eine typische Suppe zu, dazu eingelegtes Gemüse, Oliven, Salz und einen köstlichen Brotaufstrich. Die einfache Wohnung war zum Teil ebenfalls in einem dieser Tuffkegel, gemütlichst eingerichtet, ein Platz zum Verweilen.
Ich dachte schon, es könnte nicht mehr besser werden, da erzählte er uns, dass seine Frau Häkelborten an Schals anbringt und diese dann verkauft. Ich suchte schon seit Tagen einen geeigneten Schal, denn als Frau ist es hier manchmal einfach angebracht, sich den Sitten anzupassen, anstatt ständig als "unzüchtig" zu gelten. Natürlich könnte ich mich weigern und auf meine Kultur pochen, aber es eröffnet Zugang zu anderen Erlebnissen, die ich keinesfalls missen möchte!! Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung steigert sich immens, wenn sie merken, dass man nicht leichtfertig mit ihren Bräuche umgeht und im Stande ist, sich anzupassen.
Zu meinem Glück hat sie obendrein als erste einen Schal mit genau meinen Lieblingsfarben. Da ich nicht an Zufälle glaube, müssen sich für diese Reise besonders viele positive Energien zusammen getan haben, sonst wären all diese wunderbaren Erlebnisse nicht zu erklären.
Das war allerdings immer noch nicht alles. Mustafas Sohn Ali kam nach hause, er studiert Latein, zwar schon etwas länger aber verdient nebenbei gutes Geld als lizenzierter Guide und Musiker. Davon hörten wir auch eine Kostprobe. Er ist Rahmentrommelspieler und singt dazu, alles im Stil der Sufis. (Sufismus ist grob gesagt eine den Religionen übergeordnete Philosophie, die die Einswerdung des Körpers mit dem Geist suchen und an der alle Menschen, egal welcher Religion, Kultur oder Geschlecht, teilhaben können. Sie erreichen tranceartige Zustände durch Musizieren und Singen. Mitglieder sind eher Freigeister, Probleme mit sehr konservativen Gläubigen sind immer ein Thema, da es vehementen Glaubensverfechtern immer schwer fällt, mit anderen Religionen gemeinsam an einer Sache zu arbeiten)
Es war faszinierend, ihm zu zuhören, seiner Musik genauso wie seinen Erklärungen. Er machte einen sehr feinsinnigen, gebildeten Eindruck und konnte mit Musik und Sprache gleichermaßen fesseln. Das war wieder einer der Augenblicke des heutigen Tages, an dem ich dachte, ich möchte einfach nur bleiben und mit(er)leben.
Am Abend werden wir ihn wahrscheinlich noch in der Bar im Nachbarort besuchen, in der er vor türkischem Publikum in einer Band seine Lieder zum Besten gibt.
Morgen geht die Reise weiter nach Kayseri Richtung Ostanatolien. Das Auto fährt immer noch als ob es neu wäre und schnurrt dabei wie ein Kätzchen. Die Typen in Istanbul haben nachhaltig ganze Arbeit geleistet.
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