Pakistan - Hunza, Fairy Meadows und Swat
april 04
assalam o aleykum,
zum letzten mal vermutlich!
die letzen tage waren unübertrefflich was landschaft und leute betrifft.
im letzen mail hab ich angekündigt, dass wir nun trekken gehen werden. wir waren zuerst in hunza eingeladen, dem tal, welches für uralte leute und aprikosen weltbekannt ist.
leider ist davon nur mehr ein teil wahr.
die uralten leute sterben allerdings langsam aus und die neue generation hat mit den gleichen gesundheitlichen problemen zu kämpfen wie alle anderen menschen. billigspeiseöle haben das traditionelle lebenselexier - das aprikosenkernöl - fast vom markt verdrängt, kinder sitzen auch schon mal gern vorm tv anstatt sich körperlich zu betätigen, essen dazu chips aus der plastiktüte anstatt sich an gesunden aber kargen alten hunzaspeisen zu laben.
die aprikosen gibt es immer noch, in allen erdenklichen variationen. getrocknetes fruchtfleisch, getrocknete apriosenkerne (das innere vom kern, wird geknabbert, schmeckt wie mandel), aprikosenkernöl - selten aber doch, für wohlhabende, saft und marmelade (marmelade wird als arme-leute-produkt angesehen, nur wenige bereiten sie zu, an touristen wird sie eher selten verkauft).
auch das kleinste stückchen der süßen frucht wird verwendet, die kernrückstände, die beim ölpressen überbleiben, bekommen die kühe, der saft, der aus den überreifen marillen fließt wird gesammelt, mit sand und erde vermischt und als kitt für tierställe verwendet.
unser gastgeber alamgir, der uns vorabend in gilgit von sahid hasan vorgestellt wurde besitzt selbst 60 aprikosenbäume, dern früchte nur für den gebrauch in der familie bestimmt sind. etwas viel? nicht, wenn es sich um eine großfamilie handelt, nach dem joint-family system der muslime. 15 mitglieder tummeln sich in den räumen, wenn alle anwensend sind - die frauen natürlich nur in der küche, einem freistehenden ein-zimmer gebäude. die 7 kinder, die sich sorgen für reichlich leben im einfachen aber großzügigen und gemütlichen haus.
ursprünglich sah unser "plan" vor, eine nacht zu verweilen und dann zum rakaposhi basecamp vorzudringen, doch das wetter machte uns einen gehörigen strich durch die rechnung regen und schnee in der nacht machten den weg zum camp unpassierbar- glücklicher weise!
so blieben wir 2 nächte bei alamgir und lebten mit der familie.
wir erfuhren viel über die jetztige situation der northern areas, zu denen die bezirke hunza nagir und gilgit gehören. bis zu dem zeitpunkt wussten wir nicht, dass wir uns in einer zollfrei zone befanden.
die northern areas gehörten ursprünglich zu kaschmir, wo sich immer noch indische und pakistanische truppen von zeit zu zeit ihre stärke beweisen wollen.
als die briten 1947 indien und pakistan in die unabhängigkeit entließen, sollten alle provinzen per volksabstimmung wählen, zu welchem land (pakistan - muslimisch, indien - hinduistisch) sie fortan gehören wollten. der hinduistische maharadscha des vorwiegend muslimischen kashmir entschied sich über die köpfe seines volkes für indien, und wollte die abtrünnigen bezirke gilgit, hunza und nagir, die inzwischen die eigene unabhängigkeit ausgerufen hatten, mit gewalt zur rückkehr zu kaschmir und somit indien bewegen. der junge eigenständige staat konnte sich nur 15 tage behaupten, denn die pakistanische armee, die gegen den maharadscha von kashmir zu hilfe gerufen wurde blieb bis heute.
das soll aber keineswegs heißen, dass die northern areas - also gilgit hunza und nagar - eine legitime provinz pakistans sind. die pakistanische regierung ubernahm nur die verwaltung, offiziell zählen sie noch zu kashmir, denn sollte die versprochene aber nie abgehaltene volksabstimmung doch noch stattfinden, werden die stimmberechtigten aus gilgit + co sicher für pakistan votieren und so hoffentlich den propakistanischen anteil aller stimmen auf über 50% schrauben.
noch ist allerdings keine wahl in sicht, wie schon seit 57 jahren....
am abend besichtigten karimabad, den hauptort hunzas und das vorbildlich restaurierte fort baltit, den sitz des ehemaligen mir vor hunza, der nun als hotelbesitzer wie alle anderen tourismusabhängigen hofft, dass die besucherzahlen wieder steigen. der kaschmirkonflikt und die negative propaganda von wegen einsickernder mudschaheddin aus kaschmir und den bösen taliban aus afghanistan setzen der wundervollen region leider stark zu. vielleicht war es nur glück, aber es gab keine minute in der wir uns nicht völlig sicher und gut aufgehoben vorkamen.
ich will nicht bestreiten, dass sich in den gebieten zwielichtige gestalten rumtreiben - obwohl ich keine davon angetroffen habe - die gefahr für touristen ist aber meines erachtens nicht der rede wert. in den letzten 6 jahren gab es 1 vergewaltigungsfall, bei dem eine 40j. touristin ihren neuen 18j. pakistanischen freund abweisen wollte. bitte nicht falsch verstehen, ich will ihn nicht verteidigen, der bursche wurde auch bestraft. ich glaube nur, dass dieser fall sehr wenig mit taliban oder sonstigen schurken zu tun hat, sondern nur mit dem verhalten dieser 2 personen und den kulturellen diskrepanzen.
am nächsten tag öffnete ich am morgen die tür und blickte auf die schneebedeckten berge, die das hunza tal begrenzen. die blühenden bäume und die gipfel der nahen berge ließen meine augen übergehen.
jasmin, mutter zweier süßer kinder und schwägerin alamgirs, freute sich sichtlich über die abwechslung und war stolz endlich eine gelegenheit zur anwedung ihrer englischkünste zu bekommen. sie brachte mich zu ihrer früheren arbeitsstätte, einer weberei, gegründet vom aga khan trust und der schweizer entwicklungshilfe als eins von 3 projekten in hunza, die die erhaltung von traditionellem handwerk und die berufstätigkeit von frauen fördern sollen. ich durfte alle arbeitsschritte mitverfolgen und wie "zufällig" lag gerade ein schal in meinen absoluten lieblingsfarben rot orange und gelb im schauraum. mein schwarzes kopftuch war im gegensatz zu den farbenprächtigen schals der einheimischen frauen nicht sehr ansehnlich, und ein blick auf das preisschild bestätigte mir meinen wunsch nach dem guten stück: an den 3€ sollte es nicht scheitern, außerdem wußte ich wirklich, wem das geld zu gute kommt.
die weberei lag im kleinen ort unten im tal, das haus der familie oben an der straße. die leichtigkeit, mit der jasmin in plastikschlapfen den matschigen steilen, ewig langen hang runtersprang, ließen in mir leichten neid aufkommen. noch dazu trug sie ihre jüngste tochter am arm und war mit der zweiten hand ständig beschäftigt, den schal in seiner gebührenden position zu halten, damit nicht ein zufällig vorbei kommender fremder mann ihre haare zu gesicht bekam. ich hatte zwar keine großen probleme beim abstieg, war aber trotzdem heilfroh, dass ich (noch - den schal kaufte ich erst unten) beide hände zum ausbalancieren frei hatte.
beim rückweg musste ich abermals schwer staunen: ich hatte nun einen schal und eines der müden kinder zum rauftragen, sie lief mir aber mit schal und 2 kindern auf und davon. nebenbei bemerkte sie, dass sie 2 mal täglich mit einer grasladung von 20kg für die kühe diese strecke hinter sich bringt - incl kinder versteht sich!
ich konnte meine bewunderung nur kurz zwischen zwei keuchenden atemzügen kundtun. die aussicht ins tal vom hang aus wurde mit jedem schritt schöner, so dass ich des öfteren so überwältigt von der schönheit der landschaft, der kleinen häuser, des ganesh-flusses und des didar berges war und schwer schnaufend stehen bleiben musste, um es besser bewundern zu können. je weiter wir raufkamen, desto öfter legte ich so eine verschnaufpause ein - die sicht war aber auch wirklich wundervoll...
alamgir meinte zu hause nur: "this is good practise for our women!"
am nachmittag brachte uns der schiitische alamgir zum ismaelitischen dorfoberhaupt, damit wir auch einen "liberaleren haushalt" erleben konnten. ein zeichen großer toleranz!
die frauen des hauses begrüßten uns im wohnzimmer, von geschlechtertrennung war hier keine spur. sie sprachen genauso laut und bestimmt wie die männer, was bei schiitinnen oder sunnitinnen nicht der fall war, falls es ausnahmsweise zum gespräch kam.
ismaeliten spalteten sich beim 6. imam von den schiiten (bei den schiiten endet die nachfolge beim verschwundenen 12, der angeblich beim jüngsten gericht mit jesus wiederkommt) und der jetzige aga khan zählt als 49. imam und somit direkter nachfolger mohammeds.
aga khan ist einer der reichsten männer der welt, wohnt in paris und setzt sich mit seiner deuschen frau für die entwicklung von bildungseinrichtungen, frauenrechten, bewässerungsanlagen, straßen, erhaltung der kultur uvm ein.
das geld kommt nicht von ungefähr: einige der einrichtungen waren finanziert vom "aga khan gold jubilee trust", "silver jubilee trust" oder "diamond jubilee trust".
alamgir erweiterte unser wissen: beim sibernen thronjubileum wurde der gute aga khan von seinen betuchten anhängern in silber aufgewogen - dreimal dürft ihr raten, was beim goldenen und diamantenen jubileum passiert ist?!
leider ist der kerl nicht der schwerste, ich hoffe er hat seine klobigsten schuhe und mantel beim wiegen anbehalten!!
alle ismaeliten sind stoz auf ihren führer. sein großes herz und v.a. seine große geldbörse bringen ihm auch den respekt anderer religionsanhänger.
zurück bei alamgir gab wieder schmackhaftes essen und zum ersten mal seit österreich richtiges brot!!! jasmin war sehr erstaunt, sie konnte kaum glauben, dass dieses minderwertige "pitti" so großen anklang fand.
mir aber lief das wasser im mund zusammen und das gefühl, nach einem monat wieder in richtiges brot zu beißen war unbeschreilich. das fehlende salz fiel mir nicht auf. die paschtunen tunken ihr pitti in salztee, um es zu würzen.
abends erreichten wir wieder gilgit und bereiteten uns auf den trek zur märchenwiese vor. maqpoon, den wir am gleichen abed wie alamgir kennengelernt hatten, begleitete uns.
bei der abzwiegung vom krakoram highway zu "fairy meadows" stellten wir unser auto ab und stiegen in einen jeep um. nach einer stunde fahrt und vielen hundert meter höhenunterschied gelangten wir ins 15 km entfernte tato, dem ausgangspunkt des treks.
wieder "zufällig" trafen wir aziz, den besitzer des einzigen resorts auf der märchenwiese. eigentlich wollte er mit dem jeep runter und dann nach gilgit fahren, doch der jeepfahrer überlegte es sich anders und blieb in tato. aziz entschied sich also kurzerhand, mit uns wieder aufzusteigen.
bis vor 1 jahr führte die straße oder besser die buckelpiste bis kurz vor die wiese, doch ein erdbeben zerstörte sie teilweise völlig, genauso wie teile des kleinen bergdorfes tato. jetzt sind sogar am fußweg einige gefährliche stellen, an denen man besser nicht die faszinierende landschaft bewundert sondern besser seine stöcke und füße nicht aus den augen lässt.
ich kann mir gut vorstellen, dass sich die märchenwesen zusammengetan haben um dem drohenden touristenansturm ein vorzeitiges ende zubereiten in dem sie den zugang sperrten und mit ihren magischen fähigkeiten die erde erzittern ließen...
die nicht ganz so romatische erklärung findet sich in der tektonischen beschaffenheit des gebietes, in dem die indische und die asiatische platte aufeinandertriften und in jahrmillionen die drei größten gebirge aufgefaltet haben - den karakoram, den hindu kusch und den himalaya - natürlich nicht ohne größeren erschütterungen. nach einem schweren erdbeben vor einigen jahrzehnten bebte die erde ganze 3 monate lang täglich!
auf ein prachtexemplar des himalayas - den nanga parbat - marschierten wir beim aufstieg zu, ein bewegender anblick, nur 2 stunden vom karakorum highway entfernt. nirgends sonst gibt es diesen blick nach so kurzer anreisezeit! wenn nicht gerade ein hangrutsch meine aufmerksamkeit benötigte, fesselte dieser schneeriese meinen blick.
der erste eindruck der märchenwiese war wahrlich märchenhaft. ein kleiner bach schlängelte sich uns durch moosbewachsenen waldboden glucksend entgegen. sanfte, mit föhrennadeln bedeckte hügel standen auf der zartgrünen wiese, die dämmerung war hereingebrochen und ließ jeden baum zum perfekten versteck für eine fee werden.
aziz hieß uns willkommen und bat uns zum tee in eine seiner hübschen, in traditioneller architektur erbauten lodges. hier sammelten wir wieder unsere kräfte, die nach der 5 stündigen wanderung ein wenig nachgelassen hatten. nach 12.000km im auto und einem monat ohne sport eine herrliche aber anstrengende abwechslung.
die nacht war sternenklar ud aziz' kraut intensivierte die eindrücke.
er erzählte von seinen plänen, wie sein bruder in kleßheim/salzburg den internationalen tourismus-management kurs zu besuchen. matin konnte ihm dabei als ehemaliger referent der schule gut beraten.
ich kann nur hoffen, er erkennt dabei, dass die märchenwiese ein geschenk ist, bei dessen bewirtschaftung das prinzip weniger ist mehr gelten soll. er hat theoretisch die besten absichten und einstweilen noch das monopol des einzigen anbieters von verpflegung und unterkunft zu sein, ob er jedoch dem reiz des schnellen dollars zu wiederstehen vermag wage ich nicht zu behaupten.
noch ist der bauliche eingriff zu verkraften, für touristen stehen 7 fertige lodges zur verfügung, einige befinden sich im bau, zelte werden angeboten und alles fügt sich mehr oder weniger harmonisch ins übrige bild der sommeralmhütten der ansässigen bevölkerung.
beim rundgang am nächsten tag überzeugten wir uns von der schönheit der landschaft. die wiesen waren vom nächtlichen neuschnee angezuckert, nebelschwaden zogen zwischen den bäumen durch und öffnteten da und dort einen kurzen blick auf nanga parbat und die anderen umliegenden felsriesen. wir waren die einzigen touristen, aziz verwendete seine ganze zeit,um uns an die eindrücklichsten plätze zu bringen. kleine seen in versteckten lichtungen, uralte wälder mit natürlichem jungwuchs an teilweise abgebrannten stellen, rauschende wildbäche, die den waldboden teilten, erste krokusse, die zaghaft durch die dünne schneedecke lugten, sommeralmen mit kleinen steinhäuser, die mit ihren grasbewachsenen dächern kaum vom erdboden zu unterscheiden waren und einen seinen lieblingsfelsen, auf dem sich eine kleine wasserlache befand, in der sich just bei unserem auftauchen die hinter den bergen untergehende sonne spiegelte.
nanga parbat versteckte sich leider den ganzen tag hinter einem mystischen nebelschleier, als wir aber zurück zu den lodges kamen, verschwanden die nebel wie von feenhänden gezogen und dahinter glänzten die schneefelder an seinen wänden im sonnenuntergang wie gold.
aziz kicherte leise, ihn belustigten die 2 touristen, die mit offenem mund "seinen" berg angafften, aber davon ließen wir uns nicht stören. bis die letzten strahlen am letzten spitz verschwunden waren, konnte ich meine augen nicht abwenden.
in meinem - zugegebener maßen ohnehin etwas angegriffenem - magen spürte ich das glück kribbeln. (diesmal war es wirklich nur das glück!) nach einem tag gespickt mit sovielen bewundernswerten denkmälern der natur erlebten wir einen ausklang, der dem vorher gesehenen die krone aufsetzte.
sichtlich angetan von unserer begeisterung, fragte aziz, ob wir den obligatorischen tee im freien einnehmen wollten. fast hätte ich abgewehrt und mich für die warme stube entschieden, doch er entzündete ein lagerfeuer und ließ den tee servieren. die köche gesellten sich nach getaner arbeit zu uns und es dauerte nicht lange, da begann einer auf einem alten blechkanister zu trommeln, die anderen stimmten alte lieder an und tanzten abwechselnd zum zeitweise höllisch schnellem beat. "this is mountain-sound!" meinte aziz zwischen zwei liedern und forderte mich auf mit zu tanzen. das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und wir machten die nacht zum tag.
der nächste morgen brachte die nächste überraschung. wir wollten schon aufbrechen, da brachte aziz, dem ich am vortag von meinem traum, auf einem pferderücken über diese wiese zu galoppieren erzählt hatte, das pferd eines soeben angekommenen almbewohners. das strickhalfter wirkte nicht sehr vertrauenerweckend, auch zerstreute das widerspenstige schnauben des tieres meine bedenken nicht, doch nach dem aziz' proberitt vielversprechend aussah, wagte ich mich auch.
aber das pferd übertraf meine erwartungen. ich genoß es, über die hügel zu galoppieren und überließ es dem tier, den besten weg zu finden , manchmal änderte es sogar die richtung als ich es mit den behelfsmäßigen zügeln dazu aufforderte. trotzdem wusste es genau, dass ich wenig ahnung vom pakistanischen reitstil hatte und zeigte mir von zeit zu zeit meine unzulänglichkeit. nach dem ich genug von den vorbeifließenden bächen, vorbeiziehenden bäumen und blumen hatte - was allerdings nicht auf die landschaft sonderen auf den ungewöhnlich geschnittenen sattel, von dem ich jetzt noch blaue flecken habe und meine durchgerüttelten magen zurück zu führen ist - konnte ich mich nur durch schnelles einziehen meines kopfes vor der sicheren enthauptung schützen, als ich mir mit dem pferdchen nicht über die endstation unseres gemeinsamen rittes einig werden konnte und es munter durch das mit querbalken am oberen ende befestigten zauntor des resortgeländes trabte. sichtlich erfreut, dass es zum ausgangspunkt unseres abeteuers zurückgefunden hatte blieb es vorbildlich stehen und ich konnte absteigen.
für meinen nächsten besuch versprach aziz mir sein polopferd.
der abschied von der märchenwiese fiel mir besonders schwer, ich habe mir fest vorgenommen, bald wieder zu kommen und mehr zeit hier zu verbringen.
der abstig dauerte nicht ganz so lange, wir erfuhren jedoch von einem hangrutsch, der die straße blockiert hatte. zu unserem glück befand sich ein jeep auf unserer seite der kaputten stelle, er brachte uns bis dort hin, wir passierten sie zu fuß und auf der anderen seite erwartete uns schon der nächste jeep, der uns ins tal fahren sollte.
am weg verperrte uns ein weiterer hangrutsch die weiterfahrt, mit schaufeln und spitzhacke machten sich die leute aber sofort ans reparieren. was zuerst aussah wie ein chaos aus steine werfen, hacken, schaufeln und glotzen entpuppt sich nach wenigen minuten als die bewährte methode, den geröllhaufen in ein befahrbares stück weg zu verwandeln.
aziz, der mit uns ins tal fuhr, in der hoffnung nun einen willigen fahrer zu finden, bat uns ihn ein stück mitzunehmen. wir landeten in seinem haus, wo wir zum essen und übernachten eingeladen wurden. zum dinner gabs spinat, der auf der zunge zerging, dazu frische butter und maisfladen - herrlich.
am nächsten tag fuhren wir das letzte stück des karakorum highways mit gemischten gefühlen zurück. es regnete leicht, die bäume, sträucher und gräser standen im saftigsten grün, der regen und der einsetzende frühling ließen alles sprießen. von allen seiten stürzten zahlreiche wasserfälle ins tal und auf den highway, einer davon diente als perfekte waschanlage für unser schmutziges auto. aus den schluchten quollen vom ersten schmelzwasser gefüllte bäche hervor und ergßen sich geräuschvoll in den indus.
warum aber gemischte gefühle? aziz berichtete uns vor unserem endgültigen abschied vom neuen projekt der pakistanischen regierung, die um die wasserreserven fürchtet. ein staudamm soll errichtet werden und einen see von 200km länge entstehen lassen. damit würde alles, was sich hier vor unseren augen auftat überflutet werden. ein wahnsinnsvorhaben, für das 200.000 leute entwurzelt und umgesiedelt, der legendäre karakoram highway auf diesem stück zerstört, die landschaft und viele antike stätten überflutet werden sollen - und ds in einem gebiet,in dem die erde ständig bebt und der damm einstürzen kann oder ganze hänge in den stausee rutschen und riesige wasservolumen zum überschwappen bringen können, die die darunter liegenden dörfer vielleicht ausradieren .
ich ertappte mich bei dem gedanken, dass hier ein zwischenfall wie bei einem ähnlichen projekt in nepal vielleicht das kleinere übel wäre. in nepal führten probebohrungen zu einem erdrutsch, welcher ein dorf zerstörte. darauf hin bliesen die verantwortlichen das vorhaben ab.
auf der verbindungsstraße ins swattal bekamen wir eine bewaffnete polizeieskorte. die 2 burschen sahen beim einsteigen allerdings selbst aus,als ob sie beschützt werden müssten. als ob es nicht schon ungewöhnlich genug wäre, das lenkrad auf der falschen seite montiert zu haben, saß zu ihrem schrecken dahinter - ich - eine frau, eine wesen, dessen sie sonst nur in der küche ansichtig wurden.
über 1000 schlaglöcher, schlammpisten und wasserfurten gings nach swat, wo wir uns ein fürstliches hotel (DZ 25€ mit botschafterrabatt) genehmigten und uns aus spaß an der freude zum ersten mal richtig rausputzten fürs hotelrestaurant. ein entspannendes bad in der allerersten badewanne seit 1 monat machte für mich den abend zum erlebnis.
gestern früh besuchten wir die von österreich erbaute tourismusschule, welche nach groben fehlern in der management planung nun leer steht - nicht ganz leer - das übungshotel, die klassenräume, büros und studentenunterkünfte stehen völlig ausgestatten bereit. lediglich die lehrer, studenten und gäste fehlen, nach dem der erste direktor 1 monat nach der übergabe an pakistan und eröffnung im jahr 2000 verschwunden war und der kurs wegen unqualifizierter lehrer abgebrochen wurde konnte man sich nicht mehr über ein weiteres vorghen einigen.
martin soll dafür sorgen, dass dies in bhutan nicht passiert, dafür war der vergleich vor ort und die infos des vorübergehenden direktors, der allein das riesige gelände bewohnt und dafür sorgt, dass bis zum hoffentlich baldigen neustart nichts abhanden kommt, sehr hilfreich.
jetzt sitze ich gerade in der "customer ounge" der hyundai werkstatt in islamabad, wo unser baby durchgecheckt wird. einige alte leiden wie klimaanlage und viel zu viel schwarzer rauch aus dem auspuff und neue macken sollen behoben werden. gestern waren zum ersten mal die vorderen bremsen unangenehm hörbar (laut toferer angeblich neu), bei niedriger geschwindigkeit bläst trotz abgestellter heizung warme luft rein (sehr angenehm bei temperaturen um 30 grad im panjab) und der turboeinsatz lässt oft zu wünschen übrig. mal sehen ob die jungs hier auch so geschickt sind wie in istanbul, zur zeit schrauben sie enthusiastisch am starex rum. bremsbelege gibt es leider für unser modell hier keine, wir müssen daher hoffen, dass wir bis indien kommen!
nächster stopp: indische grenze! laut "plan"......
ich wünsch euch einstweilen alles gute, lasst was von euch hören - bin immer neugierig, was sich so tut in österreich und anderswo
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom
Pakistan pics
assalam o aleykum,
zum letzten mal vermutlich!
die letzen tage waren unübertrefflich was landschaft und leute betrifft.
im letzen mail hab ich angekündigt, dass wir nun trekken gehen werden. wir waren zuerst in hunza eingeladen, dem tal, welches für uralte leute und aprikosen weltbekannt ist.
leider ist davon nur mehr ein teil wahr.
die uralten leute sterben allerdings langsam aus und die neue generation hat mit den gleichen gesundheitlichen problemen zu kämpfen wie alle anderen menschen. billigspeiseöle haben das traditionelle lebenselexier - das aprikosenkernöl - fast vom markt verdrängt, kinder sitzen auch schon mal gern vorm tv anstatt sich körperlich zu betätigen, essen dazu chips aus der plastiktüte anstatt sich an gesunden aber kargen alten hunzaspeisen zu laben.
die aprikosen gibt es immer noch, in allen erdenklichen variationen. getrocknetes fruchtfleisch, getrocknete apriosenkerne (das innere vom kern, wird geknabbert, schmeckt wie mandel), aprikosenkernöl - selten aber doch, für wohlhabende, saft und marmelade (marmelade wird als arme-leute-produkt angesehen, nur wenige bereiten sie zu, an touristen wird sie eher selten verkauft).
auch das kleinste stückchen der süßen frucht wird verwendet, die kernrückstände, die beim ölpressen überbleiben, bekommen die kühe, der saft, der aus den überreifen marillen fließt wird gesammelt, mit sand und erde vermischt und als kitt für tierställe verwendet.
unser gastgeber alamgir, der uns vorabend in gilgit von sahid hasan vorgestellt wurde besitzt selbst 60 aprikosenbäume, dern früchte nur für den gebrauch in der familie bestimmt sind. etwas viel? nicht, wenn es sich um eine großfamilie handelt, nach dem joint-family system der muslime. 15 mitglieder tummeln sich in den räumen, wenn alle anwensend sind - die frauen natürlich nur in der küche, einem freistehenden ein-zimmer gebäude. die 7 kinder, die sich sorgen für reichlich leben im einfachen aber großzügigen und gemütlichen haus.
ursprünglich sah unser "plan" vor, eine nacht zu verweilen und dann zum rakaposhi basecamp vorzudringen, doch das wetter machte uns einen gehörigen strich durch die rechnung regen und schnee in der nacht machten den weg zum camp unpassierbar- glücklicher weise!
so blieben wir 2 nächte bei alamgir und lebten mit der familie.
wir erfuhren viel über die jetztige situation der northern areas, zu denen die bezirke hunza nagir und gilgit gehören. bis zu dem zeitpunkt wussten wir nicht, dass wir uns in einer zollfrei zone befanden.
die northern areas gehörten ursprünglich zu kaschmir, wo sich immer noch indische und pakistanische truppen von zeit zu zeit ihre stärke beweisen wollen.
als die briten 1947 indien und pakistan in die unabhängigkeit entließen, sollten alle provinzen per volksabstimmung wählen, zu welchem land (pakistan - muslimisch, indien - hinduistisch) sie fortan gehören wollten. der hinduistische maharadscha des vorwiegend muslimischen kashmir entschied sich über die köpfe seines volkes für indien, und wollte die abtrünnigen bezirke gilgit, hunza und nagir, die inzwischen die eigene unabhängigkeit ausgerufen hatten, mit gewalt zur rückkehr zu kaschmir und somit indien bewegen. der junge eigenständige staat konnte sich nur 15 tage behaupten, denn die pakistanische armee, die gegen den maharadscha von kashmir zu hilfe gerufen wurde blieb bis heute.
das soll aber keineswegs heißen, dass die northern areas - also gilgit hunza und nagar - eine legitime provinz pakistans sind. die pakistanische regierung ubernahm nur die verwaltung, offiziell zählen sie noch zu kashmir, denn sollte die versprochene aber nie abgehaltene volksabstimmung doch noch stattfinden, werden die stimmberechtigten aus gilgit + co sicher für pakistan votieren und so hoffentlich den propakistanischen anteil aller stimmen auf über 50% schrauben.
noch ist allerdings keine wahl in sicht, wie schon seit 57 jahren....
am abend besichtigten karimabad, den hauptort hunzas und das vorbildlich restaurierte fort baltit, den sitz des ehemaligen mir vor hunza, der nun als hotelbesitzer wie alle anderen tourismusabhängigen hofft, dass die besucherzahlen wieder steigen. der kaschmirkonflikt und die negative propaganda von wegen einsickernder mudschaheddin aus kaschmir und den bösen taliban aus afghanistan setzen der wundervollen region leider stark zu. vielleicht war es nur glück, aber es gab keine minute in der wir uns nicht völlig sicher und gut aufgehoben vorkamen.
ich will nicht bestreiten, dass sich in den gebieten zwielichtige gestalten rumtreiben - obwohl ich keine davon angetroffen habe - die gefahr für touristen ist aber meines erachtens nicht der rede wert. in den letzten 6 jahren gab es 1 vergewaltigungsfall, bei dem eine 40j. touristin ihren neuen 18j. pakistanischen freund abweisen wollte. bitte nicht falsch verstehen, ich will ihn nicht verteidigen, der bursche wurde auch bestraft. ich glaube nur, dass dieser fall sehr wenig mit taliban oder sonstigen schurken zu tun hat, sondern nur mit dem verhalten dieser 2 personen und den kulturellen diskrepanzen.
am nächsten tag öffnete ich am morgen die tür und blickte auf die schneebedeckten berge, die das hunza tal begrenzen. die blühenden bäume und die gipfel der nahen berge ließen meine augen übergehen.
jasmin, mutter zweier süßer kinder und schwägerin alamgirs, freute sich sichtlich über die abwechslung und war stolz endlich eine gelegenheit zur anwedung ihrer englischkünste zu bekommen. sie brachte mich zu ihrer früheren arbeitsstätte, einer weberei, gegründet vom aga khan trust und der schweizer entwicklungshilfe als eins von 3 projekten in hunza, die die erhaltung von traditionellem handwerk und die berufstätigkeit von frauen fördern sollen. ich durfte alle arbeitsschritte mitverfolgen und wie "zufällig" lag gerade ein schal in meinen absoluten lieblingsfarben rot orange und gelb im schauraum. mein schwarzes kopftuch war im gegensatz zu den farbenprächtigen schals der einheimischen frauen nicht sehr ansehnlich, und ein blick auf das preisschild bestätigte mir meinen wunsch nach dem guten stück: an den 3€ sollte es nicht scheitern, außerdem wußte ich wirklich, wem das geld zu gute kommt.
die weberei lag im kleinen ort unten im tal, das haus der familie oben an der straße. die leichtigkeit, mit der jasmin in plastikschlapfen den matschigen steilen, ewig langen hang runtersprang, ließen in mir leichten neid aufkommen. noch dazu trug sie ihre jüngste tochter am arm und war mit der zweiten hand ständig beschäftigt, den schal in seiner gebührenden position zu halten, damit nicht ein zufällig vorbei kommender fremder mann ihre haare zu gesicht bekam. ich hatte zwar keine großen probleme beim abstieg, war aber trotzdem heilfroh, dass ich (noch - den schal kaufte ich erst unten) beide hände zum ausbalancieren frei hatte.
beim rückweg musste ich abermals schwer staunen: ich hatte nun einen schal und eines der müden kinder zum rauftragen, sie lief mir aber mit schal und 2 kindern auf und davon. nebenbei bemerkte sie, dass sie 2 mal täglich mit einer grasladung von 20kg für die kühe diese strecke hinter sich bringt - incl kinder versteht sich!
ich konnte meine bewunderung nur kurz zwischen zwei keuchenden atemzügen kundtun. die aussicht ins tal vom hang aus wurde mit jedem schritt schöner, so dass ich des öfteren so überwältigt von der schönheit der landschaft, der kleinen häuser, des ganesh-flusses und des didar berges war und schwer schnaufend stehen bleiben musste, um es besser bewundern zu können. je weiter wir raufkamen, desto öfter legte ich so eine verschnaufpause ein - die sicht war aber auch wirklich wundervoll...
alamgir meinte zu hause nur: "this is good practise for our women!"
am nachmittag brachte uns der schiitische alamgir zum ismaelitischen dorfoberhaupt, damit wir auch einen "liberaleren haushalt" erleben konnten. ein zeichen großer toleranz!
die frauen des hauses begrüßten uns im wohnzimmer, von geschlechtertrennung war hier keine spur. sie sprachen genauso laut und bestimmt wie die männer, was bei schiitinnen oder sunnitinnen nicht der fall war, falls es ausnahmsweise zum gespräch kam.
ismaeliten spalteten sich beim 6. imam von den schiiten (bei den schiiten endet die nachfolge beim verschwundenen 12, der angeblich beim jüngsten gericht mit jesus wiederkommt) und der jetzige aga khan zählt als 49. imam und somit direkter nachfolger mohammeds.
aga khan ist einer der reichsten männer der welt, wohnt in paris und setzt sich mit seiner deuschen frau für die entwicklung von bildungseinrichtungen, frauenrechten, bewässerungsanlagen, straßen, erhaltung der kultur uvm ein.
das geld kommt nicht von ungefähr: einige der einrichtungen waren finanziert vom "aga khan gold jubilee trust", "silver jubilee trust" oder "diamond jubilee trust".
alamgir erweiterte unser wissen: beim sibernen thronjubileum wurde der gute aga khan von seinen betuchten anhängern in silber aufgewogen - dreimal dürft ihr raten, was beim goldenen und diamantenen jubileum passiert ist?!
leider ist der kerl nicht der schwerste, ich hoffe er hat seine klobigsten schuhe und mantel beim wiegen anbehalten!!
alle ismaeliten sind stoz auf ihren führer. sein großes herz und v.a. seine große geldbörse bringen ihm auch den respekt anderer religionsanhänger.
zurück bei alamgir gab wieder schmackhaftes essen und zum ersten mal seit österreich richtiges brot!!! jasmin war sehr erstaunt, sie konnte kaum glauben, dass dieses minderwertige "pitti" so großen anklang fand.
mir aber lief das wasser im mund zusammen und das gefühl, nach einem monat wieder in richtiges brot zu beißen war unbeschreilich. das fehlende salz fiel mir nicht auf. die paschtunen tunken ihr pitti in salztee, um es zu würzen.
abends erreichten wir wieder gilgit und bereiteten uns auf den trek zur märchenwiese vor. maqpoon, den wir am gleichen abed wie alamgir kennengelernt hatten, begleitete uns.
bei der abzwiegung vom krakoram highway zu "fairy meadows" stellten wir unser auto ab und stiegen in einen jeep um. nach einer stunde fahrt und vielen hundert meter höhenunterschied gelangten wir ins 15 km entfernte tato, dem ausgangspunkt des treks.
wieder "zufällig" trafen wir aziz, den besitzer des einzigen resorts auf der märchenwiese. eigentlich wollte er mit dem jeep runter und dann nach gilgit fahren, doch der jeepfahrer überlegte es sich anders und blieb in tato. aziz entschied sich also kurzerhand, mit uns wieder aufzusteigen.
bis vor 1 jahr führte die straße oder besser die buckelpiste bis kurz vor die wiese, doch ein erdbeben zerstörte sie teilweise völlig, genauso wie teile des kleinen bergdorfes tato. jetzt sind sogar am fußweg einige gefährliche stellen, an denen man besser nicht die faszinierende landschaft bewundert sondern besser seine stöcke und füße nicht aus den augen lässt.
ich kann mir gut vorstellen, dass sich die märchenwesen zusammengetan haben um dem drohenden touristenansturm ein vorzeitiges ende zubereiten in dem sie den zugang sperrten und mit ihren magischen fähigkeiten die erde erzittern ließen...
die nicht ganz so romatische erklärung findet sich in der tektonischen beschaffenheit des gebietes, in dem die indische und die asiatische platte aufeinandertriften und in jahrmillionen die drei größten gebirge aufgefaltet haben - den karakoram, den hindu kusch und den himalaya - natürlich nicht ohne größeren erschütterungen. nach einem schweren erdbeben vor einigen jahrzehnten bebte die erde ganze 3 monate lang täglich!
auf ein prachtexemplar des himalayas - den nanga parbat - marschierten wir beim aufstieg zu, ein bewegender anblick, nur 2 stunden vom karakorum highway entfernt. nirgends sonst gibt es diesen blick nach so kurzer anreisezeit! wenn nicht gerade ein hangrutsch meine aufmerksamkeit benötigte, fesselte dieser schneeriese meinen blick.
der erste eindruck der märchenwiese war wahrlich märchenhaft. ein kleiner bach schlängelte sich uns durch moosbewachsenen waldboden glucksend entgegen. sanfte, mit föhrennadeln bedeckte hügel standen auf der zartgrünen wiese, die dämmerung war hereingebrochen und ließ jeden baum zum perfekten versteck für eine fee werden.
aziz hieß uns willkommen und bat uns zum tee in eine seiner hübschen, in traditioneller architektur erbauten lodges. hier sammelten wir wieder unsere kräfte, die nach der 5 stündigen wanderung ein wenig nachgelassen hatten. nach 12.000km im auto und einem monat ohne sport eine herrliche aber anstrengende abwechslung.
die nacht war sternenklar ud aziz' kraut intensivierte die eindrücke.
er erzählte von seinen plänen, wie sein bruder in kleßheim/salzburg den internationalen tourismus-management kurs zu besuchen. matin konnte ihm dabei als ehemaliger referent der schule gut beraten.
ich kann nur hoffen, er erkennt dabei, dass die märchenwiese ein geschenk ist, bei dessen bewirtschaftung das prinzip weniger ist mehr gelten soll. er hat theoretisch die besten absichten und einstweilen noch das monopol des einzigen anbieters von verpflegung und unterkunft zu sein, ob er jedoch dem reiz des schnellen dollars zu wiederstehen vermag wage ich nicht zu behaupten.
noch ist der bauliche eingriff zu verkraften, für touristen stehen 7 fertige lodges zur verfügung, einige befinden sich im bau, zelte werden angeboten und alles fügt sich mehr oder weniger harmonisch ins übrige bild der sommeralmhütten der ansässigen bevölkerung.
beim rundgang am nächsten tag überzeugten wir uns von der schönheit der landschaft. die wiesen waren vom nächtlichen neuschnee angezuckert, nebelschwaden zogen zwischen den bäumen durch und öffnteten da und dort einen kurzen blick auf nanga parbat und die anderen umliegenden felsriesen. wir waren die einzigen touristen, aziz verwendete seine ganze zeit,um uns an die eindrücklichsten plätze zu bringen. kleine seen in versteckten lichtungen, uralte wälder mit natürlichem jungwuchs an teilweise abgebrannten stellen, rauschende wildbäche, die den waldboden teilten, erste krokusse, die zaghaft durch die dünne schneedecke lugten, sommeralmen mit kleinen steinhäuser, die mit ihren grasbewachsenen dächern kaum vom erdboden zu unterscheiden waren und einen seinen lieblingsfelsen, auf dem sich eine kleine wasserlache befand, in der sich just bei unserem auftauchen die hinter den bergen untergehende sonne spiegelte.
nanga parbat versteckte sich leider den ganzen tag hinter einem mystischen nebelschleier, als wir aber zurück zu den lodges kamen, verschwanden die nebel wie von feenhänden gezogen und dahinter glänzten die schneefelder an seinen wänden im sonnenuntergang wie gold.
aziz kicherte leise, ihn belustigten die 2 touristen, die mit offenem mund "seinen" berg angafften, aber davon ließen wir uns nicht stören. bis die letzten strahlen am letzten spitz verschwunden waren, konnte ich meine augen nicht abwenden.
in meinem - zugegebener maßen ohnehin etwas angegriffenem - magen spürte ich das glück kribbeln. (diesmal war es wirklich nur das glück!) nach einem tag gespickt mit sovielen bewundernswerten denkmälern der natur erlebten wir einen ausklang, der dem vorher gesehenen die krone aufsetzte.
sichtlich angetan von unserer begeisterung, fragte aziz, ob wir den obligatorischen tee im freien einnehmen wollten. fast hätte ich abgewehrt und mich für die warme stube entschieden, doch er entzündete ein lagerfeuer und ließ den tee servieren. die köche gesellten sich nach getaner arbeit zu uns und es dauerte nicht lange, da begann einer auf einem alten blechkanister zu trommeln, die anderen stimmten alte lieder an und tanzten abwechselnd zum zeitweise höllisch schnellem beat. "this is mountain-sound!" meinte aziz zwischen zwei liedern und forderte mich auf mit zu tanzen. das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und wir machten die nacht zum tag.
der nächste morgen brachte die nächste überraschung. wir wollten schon aufbrechen, da brachte aziz, dem ich am vortag von meinem traum, auf einem pferderücken über diese wiese zu galoppieren erzählt hatte, das pferd eines soeben angekommenen almbewohners. das strickhalfter wirkte nicht sehr vertrauenerweckend, auch zerstreute das widerspenstige schnauben des tieres meine bedenken nicht, doch nach dem aziz' proberitt vielversprechend aussah, wagte ich mich auch.
aber das pferd übertraf meine erwartungen. ich genoß es, über die hügel zu galoppieren und überließ es dem tier, den besten weg zu finden , manchmal änderte es sogar die richtung als ich es mit den behelfsmäßigen zügeln dazu aufforderte. trotzdem wusste es genau, dass ich wenig ahnung vom pakistanischen reitstil hatte und zeigte mir von zeit zu zeit meine unzulänglichkeit. nach dem ich genug von den vorbeifließenden bächen, vorbeiziehenden bäumen und blumen hatte - was allerdings nicht auf die landschaft sonderen auf den ungewöhnlich geschnittenen sattel, von dem ich jetzt noch blaue flecken habe und meine durchgerüttelten magen zurück zu führen ist - konnte ich mich nur durch schnelles einziehen meines kopfes vor der sicheren enthauptung schützen, als ich mir mit dem pferdchen nicht über die endstation unseres gemeinsamen rittes einig werden konnte und es munter durch das mit querbalken am oberen ende befestigten zauntor des resortgeländes trabte. sichtlich erfreut, dass es zum ausgangspunkt unseres abeteuers zurückgefunden hatte blieb es vorbildlich stehen und ich konnte absteigen.
für meinen nächsten besuch versprach aziz mir sein polopferd.
der abschied von der märchenwiese fiel mir besonders schwer, ich habe mir fest vorgenommen, bald wieder zu kommen und mehr zeit hier zu verbringen.
der abstig dauerte nicht ganz so lange, wir erfuhren jedoch von einem hangrutsch, der die straße blockiert hatte. zu unserem glück befand sich ein jeep auf unserer seite der kaputten stelle, er brachte uns bis dort hin, wir passierten sie zu fuß und auf der anderen seite erwartete uns schon der nächste jeep, der uns ins tal fahren sollte.
am weg verperrte uns ein weiterer hangrutsch die weiterfahrt, mit schaufeln und spitzhacke machten sich die leute aber sofort ans reparieren. was zuerst aussah wie ein chaos aus steine werfen, hacken, schaufeln und glotzen entpuppt sich nach wenigen minuten als die bewährte methode, den geröllhaufen in ein befahrbares stück weg zu verwandeln.
aziz, der mit uns ins tal fuhr, in der hoffnung nun einen willigen fahrer zu finden, bat uns ihn ein stück mitzunehmen. wir landeten in seinem haus, wo wir zum essen und übernachten eingeladen wurden. zum dinner gabs spinat, der auf der zunge zerging, dazu frische butter und maisfladen - herrlich.
am nächsten tag fuhren wir das letzte stück des karakorum highways mit gemischten gefühlen zurück. es regnete leicht, die bäume, sträucher und gräser standen im saftigsten grün, der regen und der einsetzende frühling ließen alles sprießen. von allen seiten stürzten zahlreiche wasserfälle ins tal und auf den highway, einer davon diente als perfekte waschanlage für unser schmutziges auto. aus den schluchten quollen vom ersten schmelzwasser gefüllte bäche hervor und ergßen sich geräuschvoll in den indus.
warum aber gemischte gefühle? aziz berichtete uns vor unserem endgültigen abschied vom neuen projekt der pakistanischen regierung, die um die wasserreserven fürchtet. ein staudamm soll errichtet werden und einen see von 200km länge entstehen lassen. damit würde alles, was sich hier vor unseren augen auftat überflutet werden. ein wahnsinnsvorhaben, für das 200.000 leute entwurzelt und umgesiedelt, der legendäre karakoram highway auf diesem stück zerstört, die landschaft und viele antike stätten überflutet werden sollen - und ds in einem gebiet,in dem die erde ständig bebt und der damm einstürzen kann oder ganze hänge in den stausee rutschen und riesige wasservolumen zum überschwappen bringen können, die die darunter liegenden dörfer vielleicht ausradieren .
ich ertappte mich bei dem gedanken, dass hier ein zwischenfall wie bei einem ähnlichen projekt in nepal vielleicht das kleinere übel wäre. in nepal führten probebohrungen zu einem erdrutsch, welcher ein dorf zerstörte. darauf hin bliesen die verantwortlichen das vorhaben ab.
auf der verbindungsstraße ins swattal bekamen wir eine bewaffnete polizeieskorte. die 2 burschen sahen beim einsteigen allerdings selbst aus,als ob sie beschützt werden müssten. als ob es nicht schon ungewöhnlich genug wäre, das lenkrad auf der falschen seite montiert zu haben, saß zu ihrem schrecken dahinter - ich - eine frau, eine wesen, dessen sie sonst nur in der küche ansichtig wurden.
über 1000 schlaglöcher, schlammpisten und wasserfurten gings nach swat, wo wir uns ein fürstliches hotel (DZ 25€ mit botschafterrabatt) genehmigten und uns aus spaß an der freude zum ersten mal richtig rausputzten fürs hotelrestaurant. ein entspannendes bad in der allerersten badewanne seit 1 monat machte für mich den abend zum erlebnis.
gestern früh besuchten wir die von österreich erbaute tourismusschule, welche nach groben fehlern in der management planung nun leer steht - nicht ganz leer - das übungshotel, die klassenräume, büros und studentenunterkünfte stehen völlig ausgestatten bereit. lediglich die lehrer, studenten und gäste fehlen, nach dem der erste direktor 1 monat nach der übergabe an pakistan und eröffnung im jahr 2000 verschwunden war und der kurs wegen unqualifizierter lehrer abgebrochen wurde konnte man sich nicht mehr über ein weiteres vorghen einigen.
martin soll dafür sorgen, dass dies in bhutan nicht passiert, dafür war der vergleich vor ort und die infos des vorübergehenden direktors, der allein das riesige gelände bewohnt und dafür sorgt, dass bis zum hoffentlich baldigen neustart nichts abhanden kommt, sehr hilfreich.
jetzt sitze ich gerade in der "customer ounge" der hyundai werkstatt in islamabad, wo unser baby durchgecheckt wird. einige alte leiden wie klimaanlage und viel zu viel schwarzer rauch aus dem auspuff und neue macken sollen behoben werden. gestern waren zum ersten mal die vorderen bremsen unangenehm hörbar (laut toferer angeblich neu), bei niedriger geschwindigkeit bläst trotz abgestellter heizung warme luft rein (sehr angenehm bei temperaturen um 30 grad im panjab) und der turboeinsatz lässt oft zu wünschen übrig. mal sehen ob die jungs hier auch so geschickt sind wie in istanbul, zur zeit schrauben sie enthusiastisch am starex rum. bremsbelege gibt es leider für unser modell hier keine, wir müssen daher hoffen, dass wir bis indien kommen!
nächster stopp: indische grenze! laut "plan"......
ich wünsch euch einstweilen alles gute, lasst was von euch hören - bin immer neugierig, was sich so tut in österreich und anderswo
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom
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