Bhutan - angekommen
Kuzumtsangpo aus bhutan,
nach dem genialen bergblick am tiger hill begleitete uns der guide aus darjeeling, der auch bei den gruppen im herbst dabei sein wird, nach gangtok, der hauptstadt sikkims.
der malerische weg dort hin führt durch üppige vegetation an die tista und dann das ganze tista tal nach norden.
die angestellten der straßenbau gesellschaften reimen gerne und malen ihre geistigen ergüße an die felswände, uns wird dadurch nicht langweilig, einige der sprüche sind wirklich köstlich (be gentle on my curves, if married - divorce speed, if you drive and sleep - your family will weep, three enemies of road - liquor speed and overload, it's not a ralley - enjoy the valley,...)
für sikkim braucht man eine sondergenehmigung, die aus einem stempel im pass besteht und relativ einfach zu bekommen ist. herzeigen und sich eintragen lassen muss man trotzdem an der "grenze".
sikkim wurde, nach dem es jahrhunderte lang ein blühendes königreich war 1861 britisches protektorat, war nach der entlassung in die unabhängigkeit 1947 3 jahre lang wieder ein selbständiger staat, und wurde unfreiwillig schrittweise vom indischen protektorat zum 22. indischen bundesstaat 1975. die probleme zwischen den alten völkern, den früher königstreuen lepcha und bhutia, die sich in der minderheit befinden und den vom demokratischen indien beindruckten nepali (jetzt 80%!), die erst von den briten als arbeitskräfte für straßenbau und teeplantagen ins land gebracht wurden, brachten die monarchen wie auch später die modernen demokratischen regierungen im einfachsten fall in unangenehme positionen, im schwersten und häufigsten fall aber zum scheitern.
in gangtok selbst finden wir keine einzige lepcha familie mehr, die nepali haben das gebiet fast vollständig eingenommen. die stadt ist wahrlich keine architektonische meisterleistung, die neuen häuser verdrängen die traditionellen, welche völlig vom stadtboden verschwunden sind. der einzige teil, der an eine altstadt im entferntesten sinne denken lässt ist der gemüsemarkt der einheimischen, wo noch einige bhutia frauen bidi-rauchend ihre waren anbieten.
heute abend organisiert uns der hotel manager im schweiße seines angesichts eine thomba, ein typisches getränk, welches ich in abgeandelter form bereits letztes jahr in bhutan kosten durfte. es handelt sich um fermentierte hirse, die in einen holzkrug gegeben wird, darauf kommt heißes wasser. nun heißts 10 min warten, das wasser verwandelt sich in milchig-süßes "bier" (keinerlei ähnlichkeit mit unserem biergeschmack, dieses hier ist GUT!) 3-4 mal wird wieder aufgegossen, wobei die erste die stärkste runde ist und die 4. fast nur mehr aus wasser besteht. durch einen dünnen bambus stab saugt man das feine gebräu, wobei die hirsekörner im pot verbleiben.
der abend ist besonders lustig und das beste daran ist, man bekommt weder kopfweh oder sonstige beschwerden am "tag danach"!
der neue tag bringt uns zum enchay kloster, welches mit besonders schönen buddhistischen wandmalereien von göttern aufwartet.
gleich danach wollen wir uns kurz im rumtek kloster 12km abseits umsehen und noch einen kurzen blick auf ein im reiseführer als besonderes juwel gelobtes hotel in der umgebung werfen. für die grupen im herbst wäre es vielleicht ganz angenehm, nicht im unnötigen gangtok festzusitzen, wenn es ein stückchen weitr weg ein hübsches plätzchen gäbe.
an der kurvigen straße richtung rumtek begeleitet uns der rani kola (rani = königin, entspringt nahe dem palast) durch idyllische reisfelder. das besagte hotel soll ein stück weiter im tal liegen. wir fragen an einer kreuzung, die laut km angaben nicht fern des martam village resort sein soll. "rechts, den berg runter" am berg erklärt ein bauer: "nein, zurück, bei der kreuzung links!" am beschriebenen ziel heißt es "nein, nein, rechts und den berg ganz runter!" unten angekommen "martam village resort ist neben der schule, berg rauf und bei der kreuzung links!"
wir sind sicher, dass das hotel entweder geschlossen ist oder winzig klein. wir kurven zum dritten mal rauf und sehen wie schon zuvor nichts. nun erbarmt sich ein junger mann an der kreuzung und sagt: "hier ist es doch!" und deutet an die verfallene ziegelmauer mit stacheldrahtabsicherung die direkt an der kreuzung vorbei führt.
unsere skeptischen blicke treffen sich - das wird den gruppen nicht zusagen, die mauer ist alles andere als einladend.
trotzdem versuchen wir es, wo wir so lange gesucht haben.
1 m nach dem eingang strömt süßer duft in unsere nasen und ein paradies tut sich auf. niedliche kleine bungalows stehen versteckt zwischen mann hohem bambus, blühenden orchideen und allerlei anderem grünzeug, welches bei uns mit ach und krach eine saison im blumentopf übersteht.
der platz ist wie geschaffen für die gäste, zwar nicht grade fünf stern, aber die lage zählt mindestens noch ein oder zwei sternchen dazu!
die programmvorschläge des managers pema dorje überzeugen martin endgültig, außerdem sind wir selbst begeistert und bleiben eine nacht.
erst noch ein besuch im rumtek kloster, dann möchte uns pema zu einem natur und dorflehrgang entführen, welcher im gästebuch nicht nur einmal über den grünen klee gelobt wird.
in rumtek steht eine vor 2 jahren mit liebe renovierte alte gompa (kleines kloster) aus dem frühen 18.jh, die der 9. karmapa errichtet hatte und vom 16. karmapa nach seiner flucht vor den mörderischen maoisten, die 1959 in tibet einmarschierten, renoviert. nach dem sie aber unbewohnbar blieb, errichtete er in der nähe das neue rumtek, das dharma chakra center, nach dem vorbild seines zerstörten tibetischen klosters. es ist eine riesige anlage mit mönchsschule, klöstern, schreinen... welche nun der sitz der kagyu ordens ist. der neue karmapa fehlt allerdings noch.
der karmapa ist das oberhaupt des kagyu ordens (schwarzhut sekte), ist im buddhistischen glauben ein hohes tier und wird, wie der dalai lama, immer wieder inkarniert.
bis zum 16. karmapa lief alles relativ glatt, der jetzige (17.) hat jedoch gewaltige probleme.
laut tradition ist nur der vorgänger berechtigt, hinweise auf die auffindung seiner nachfolge-inkarnation zu geben, der 16. hatte dies aber verabsäumt. unter mysteriösen umständen fanden zwei verschiedene gruppen pötzlich je einen karmapa, der der einzig richtige sein soll.
der eine, der den wenigen orakelhaften andeutungen des 16. am ehesten entspricht und der von den meisten und wichtigsten leuten (dalai lama + alle anhänger, chinesische regierung,..) anerkannte wurde, wurde zwar in tibet von den chinesen anerkannt inthronisiert, konnte aber seine lehren und pflichten durch die strengen auflagen nicht wie gewünscht ausüben und flüchtete - nicht ganz so spektakulär wie der dalai lama einst - vor den maoistischen besetzern nach dharamsala, zum dalai lama.
die inder gewährten ihm zwar den flüchtlingsstatus, er darf jedoch nicht zu seinem ziel und sitz seines vorgängers, dem rumtek kloster. es sind seine bilder, die die rumtek mönche im heiligsten aufgestellt haben
der zweite fristet sein dasein unweit in kalimpong und behauptet seinerseits, er sei der berechtigte karmapa und wolle sofort zu seinem rumtek kloster. seine anhänger vertreten die meinung, dass der gegner wohl nicht aus tibet hätte fliehen müssen, wenn er ohnehin von den chinesen anerkannt war und verdächtigen diese nun, die flucht inszeniert zu haben und mit dem karmapa den fuß in die sikkimschen tür stellen zu wollen, da sie das land schon seit längerem gern ihr eigen nennen würden.
das programm der sich zur zeit im wahlkampf befindlichen parteien dreht sich stark um dieses alle einwohner stark beschäftigende thema.
die wahlen in indien ziehen sich über 2 wochen dahin, in denen natürlich keien bereitsgegebene stimme ausgezählt werden darf um nicht irgendein armes wählerlein zu beeinflussen. für die presse sind die das wahllokal verlassenden opfer das gefundene fressen. unermüdlich werden leute interviewt und umfrage ergebnisse gedruckt. in diesen zwei wochen steigen die auflagen deutlich, jeder will wissen, welche partei in den anderen bundesstaaten die nase vorne hat.
viele würden den reportern sofort verbieten, diese stories zu verbreiten. vajpayee, der indische premierminister sieht das geschehen positiv "das interesse der bevölkerung steigt und ebenso die wahlbeteiligung!"
zwei der fleißigsten leser sitzen wohl in dharamsala und kalimpong.
auch im kloster fiebern die mönche dem wahlergebnis entgegen, die empfangskomitees üben bereits für die glorreiche rückkehr des karmapa - des richtigen, versteht sich.
das glück ist uns wieder einmal hold, morgen wird sich der mond als volle scheibe zeigen und zu diesem anlass gibt es im kloster eine besondere zeremonie, eine puja wird abgehalten und ein mönch bedeutet mir, mich hinzusetzen und den feierlichkeiten beizuwohnen.
die mönche beginnen, verse und mantras zu murmeln, verfallen dann in einen singsang, dessen ungewohnte töne tief in die eingeweide fahren und tranceähnliche zustände auslösen können.
sie ziehen wie auf ein unsichtbares kommando ihre musikinstrumente hervor, welche das erlebnis noch verstärken. doppeltrommeln, becken, alphornähnliche blasinstrumente,
nach einer für laien undurchschaubaren abfolge von gesang, gebrumm und musik, die mich weit weg trägt, steht ein kleiner junge vor uns, stellt einen tisch und 2 tassen vor unsere nasen - martin hat sich inzwischen von seinen ohren zur puja leiten lassen - und gießt salztee ein.
er jetzt merke ich, dass auch die anderen glaubensbrüder essen und trinken, jedoch fast nie gemeinsam, sonder immer so, dass der gesang nicht aufhört. jeder weiß, wann seine stimme für den erhalt des liedes gebraucht wird und wann die gruppe seine esspause mitträgt.
wir können uns nur schwer trennen, doch pema wartet bereits auf uns und möchte uns ein paar der sikkimesischen kräuter zeigen.
er muss ein schamane oder ähnliches sein, denn in jedem noch so unscheinbaren kraut am wegrand erkennt er ein wunder der natur. er zeigt uns
blätter (bitterblatt in der landessprache) die zur blutstillung beim nasenbluten oder sonstigen wunden verwendet wird, mit dem man fische fangen kann, weil es für die tiere wie gift wirkt und die außerdem als "arme leute räucherstäbchen" dienen.
ein busch, aus dessen früchte man tinte gewinnt; gräser, dessen wurzeln gegen würmer helfen; ein moos, welches getrocknet ein pulver freigibt das zu schießpulver verarbeitet werden kann; äste, die zum zähneputzen dienen (schmeckt echt wie zahnpasta); weitere verschiedene kräuter, die auf bestimmte art verarbeitet gegen tetanus helfen, zahnschmerzen kurieren, wunden heilen etc
essbare farne, die heute abend am speiseplan stehen; farne, die in ihren wurzeln kleine bällchen mit gespeichertem wasser haben, welches schon oft durstige feldarbeiter gerettet hat und uns einen erfrischendenschluck am weg gönnte (schmeckt wie- ist - reinsten, gefiltertes wasser)
außerdem gibts allerhand verschiedener bäume und ihre verwurzelung in der tradition der einheimischen völker. bei kirschblüte (hier november) werden ziehen die ehefrauen zurück zu ihren eltern, wo sie bs zur pfirsichblüte im frühling bleiben. sinn der übung war, dass in den bergregionen dem knapp bemessenen fruchtbaren land nicht genung nahrung für große familien abgerungen werden konnte. der ehemann braucht so seine frau nicht durch den kargen winter füttern, als nebeneffekt zum selben zweck konnte sie auch im winterhalbjahr nicht schwanger werden. geburtenregelung im traditionellen stil.
pema leitet uns wie zufällig zu typisch buddhistichen und nepalesischen häusern, die wir wie alte bekannte betreten und besichtigen dürfen. er erläutert nebenbei die verschiedenen eigenheiten und gerätschaften.
der spaziergang ist super durchdacht und gestaltet, auch spontane änderungen sind für pema kein problem. bei einer der vielen christlichen schulen, die die buddhisten für bildung zum konvertieren "überreden" drückt mir ein mädchen ihren tischtennisschläger in die hand und fordert mich zum mitkommen auf. das dauert natürlich ein weilchen.
während wir im resort die vorzüglichen speisen, zubereitet nach sikkim-omas althergebrachten rezepten, genießen, erzählt er ein wenig von seinem arbeitgeber und seiner eigenen familie.
der chef stammt aus einer vermögenden bhutiafamilie, dessen vater war unter dem letzten könig tourismussekretär und feudaler großgrund besitzer, außerdem großzügiger grundspender für die schule mit den tischtennis spielenden kindern.
er selbst baute das hotel auf, ist zwar selten da, aber sorgt mit besonderen marketingstrategien penibel dafür, dass keine "minderen" nepali aus der umgebung in sein hotel kommen und besoffen radau machen. daher das versteckspiel ohne hinweistafeln an der hotelmauer, welches uns fast zum aufgeben der suche gezwungen hätte.
außerdem ist er einer der wenigen befürworter des kalimponger karmapa. von seinen kindern sind nur 1 tochter und ein sohn nicht im ausland. letzterer sollte papas geschäft übernehmen, wurde aber vom dharamsalam-karmapa als wichtige rimpoche-inkarnation erkannt und ins kloster gesteckt. der andere jedoch bestärkte den dankbaren vater in seiner meinung, einen ganz normalen sohn gezeugt zu haben. der filius selbst erkannte nach einer normalen ausbildung zum computerfachmann während dem weiterführenden studium bei einem treffen mit dem dharamsala karmapa seine wahre bestimmung und ging schnurstracks zurück ins kloster, aus dem ihn sein vater damals überglücklich nach hause holte.
nun ruhen alle hoffnungen auf der tochter, die im ausland ihre hotelfachausbildung absolvieren soll.
pemas eigene schwester dichtet, versucht sich seit 4 monaten erfolgreich als herausgeberin einer sehr kritische zeitung und wurde sogar von der in indien sehr renommierten hindustan times eingeladen, als reporterin zu arbeiten.
danach serviert er - wie könnte es anders sein - stilvolle thomba, besser als die vom vorabend.
wir plaudern noch ein weilchen mit den 2 indischen flitterwöchnern am nebentisch, die beide in amerika/chicago medizin studieren, aber genau wissen, warum sie nach dem doktorat gern nach indien zurück kehren (obwohl sie in mumbay wohnen, aber immer hin können sie sich eine hochzeitsreise nach sikkim + goa leisten.
nach diesem tag liebe ich indien auch, der abschied am nächsten morgen fällt schwer, nicht nur weil wir das resort verlassen müssen, sonder auch weil sich unsere nun schon fast 2 monatige wundersame reise bald dem ende zuneigt. dabei wissen wir noch gar nicht, ob dies nun die letzte nacht der reise war, denn unsere nicht allzu verlässliche karte lässt ahnen, dass wir noch 400km zur bhutanesischen grenzen zurücklegen müssen, was auf indischen straßen eher nicht in einem tag zu schaffen ist.
sobald wir aus den höheren sikkimesischen regionen durch den oberen teil westbengalens ins flache terrai kommen, schließt die qualität der straße wieder an die vor einigen tagen so ungläubig bestaunte und unerwartete aus dem westlicheren teil westbengalens an, wir fliegen nur so an den zahlreichen teeplantagen, die sich am straßenrand ausdehnen, vorbei. die flachland inder, leicht wieder zu erkennen am chaotischen fahrstil und der zahlenmäßigen überlegenheit, begleiten uns vom ersten flachland kilometer, können aber kaum mit unserem starex mithalten und stören uns daher nur bedingt. es gibt keine größeren städte mehr, in denen sie das chaos ins unermessliche wachsen lassen könnten.
die 400km stellen sich als 250km heraus, wir sind zur mittagszeit in hasimara, wo 34km vor der grenze bereits bhutan ausgeschildert ist.
im indischen chaos der grenzstadt fahren wir ungehindert über die grenze, was zwar schnell geht, aber für den starex sehr ungesund werden könnte. wenn der indische zollbeamte das auto nicht wieder austrägt, gilt er als im land verschachert und martin müsste den ganzen zoll nachzahlen.
also zurück und den zollposten suchen. nach einiger zeit entdecken wir ein schäbiges hüttchen am straßenrand, der zuständige weilt zur zeit nicht in seinen amtsräumen, kein wunder, denn touristen mit privatfahrzeug sind selten - sehr selten wie wir nachher feststellen, als ein botenjunge den oberboss ausfindig machen kann und er sich zum arbeitsplatz bemüht. in den letzten 15 monaten waren 4 fahrzeuge an dieser grenze. der letzte (joe pichler, der in ganz österreich mit seinen dia shows über eine motorrad-abenteuer herumzieht) weckte unseren freund vom zoll erst gestern aus seinem dauerschlaf, wer erwartet dann sofort am nächsten tag einen neuen störenfried? niemand!
so, der starex war abgefertigt. damit alles seine richtigkeit hat, wollen wir auch noch einen stempel im pass.
wieder wusste niemand, wo das zuständige büro versteckt war. hartnäckig, wie wir sind war unsere suchaktion schließlich doch noch mit erfolg gekrönt, eine holzbaracke hinter einem tempel beherbergte den immigration officier. auch er war nicht gleich anzutreffen, aber scheinbar hat es sich schon im ort herumgesprochen, dass 2 bunte vögel mit riesen-auto die beamtenschaft aufscheuchen wollen, so trabt er bald durch die eingangstür.......... na gut, erwischt - er schlürft durch die eingangstür!
sobald wir das hübsch verzierte tor nach bhutan durchquert haben verschwindet das chaos und der schmutz auf den straßen, keine lärmenden rikschafahrer und dreiradtaxis mehr, hier weht definitiv ein anderer wind! vor allem kein indischer.
aufgehalten werden wir nicht, die uniformierten lächeln freundlich das selbe unwissende lächeln wie schon zuvor als wir fragten, wo denn der indische zollbeamte sitzt.
auf bhutanesischer seite sollte mein visum beim immigration schalter liegen, nur: wo ist dieser verflixte schalter? wo ist überhaupt das gebäude, in dem sich der schalter befinden soll? wir wissen es nicht, im bastätigungsmail fürs visa steht: just outside phuntshoeling (bhutanesische seite der grenzstadt)
dummerweise wird diese indische tradition hier fortgesetzt, die einreisebehörden bleiben dem auge der touristen verborgen.
ohne visa können wir aber nicht wieder ausreisen, außer eventuell hier bei dieser desinteressierten grenzmannschaft. der weg führt jedoch nicht zum flughafen und eine autofahrt zurück würde mich erst in weiteren 2 monaten in heimatliche gefielde bringen.
also wieder suchen. nach 18 km fahrt im kreis, von pontius zu pilatus finden wir 300m vom ausgangspunkt ein unbeschildertes gebäude, in dessen hinterhof sich die visa-formalitäten abspielen.
unsere visa sind natürlich nicht da, doch zum ersten mal ist die zuständige unbürokratisch kooperativ und stellt - gegen jede vorschrift - ein neues visum aus. ihr schlechtes gewissen treibt sie zu solch illegalen unterfangen, den der papierhaufen unterm faxgerät scheint schon seit wochen nicht erledigt. irgendwo in den tiefen dieser altpapiersammlung stecken wahrscheinlich unsere visabestätigung. egal, das neue ist genauso gut und sie will offensichtlich nicht noch später nach hause kommen. wir haben gewagt, um 5 vor 5 zu erscheinen, wo doch um 5 offiziell dienstschluss ist und sie bestimmt nur aus versehen noch anwesend war - zu unserem gück!
das auto wird nicht registriert, dazu ist es sowieso zu spät, wir fahren einfach weiter. noch 170 km auf bhutanesischen straßen, das heißt 5 stunden mindestens.
während phuntshoeling im ebenen terrai liegt, steigen sofort nach der ministadt die berge bhutans samt der dazugehörigen straße in höhere zonen. die fahrbahn schlängelt sich den bergriegeln entlang, verschwinden in jedem seitental, winden sich wieder zurück, immer höher hinauf.
die luft ist wieder angenehm frisch, die auto- und lkwfahrer warten bei der kleinsten verengung und die anderen verkehrsteilnehmer.... moment, es gibt keine anderen verkehrsteilnehmer. keine rikschas, keine ochsenkarren, keine traktoren, keine radfahrer, keine kamele, keine ziegenherden, keine überfüllten dreiradtaxis, keine fußgänger.
es herrscht fast gespenstische stille und einsamkeit auf den straßen, irgendwo hab ich sowas schon mal gesehen - ach ja, mir fällts wieder ein, in dem CANTT militärviertel in patna.
so kann sich martin ganz auf die schlaglöcher konzentrieren, die man scheinbar aus indien importiert haben muss. sonst wäre es sehr langweilig auf den straßen, fast wie in österreich oder der schweiz!
der vollmond empfängt uns im zielland und leuchtet dich schlaglöcher gut aus. hoch oben thront er als große gelbe scheibe am himmel und zeigt uns noch einmal, wie schon unsere reise ist. die letzten stunden fahren wir mit einem lachenden und einem weinenden auge. die freude ist groß, auch wenn wir uns noch nicht offen beglückwünschen, einige km sind noch übrig und wir wollen den tag nicht vor dem abend loben. die einzelnen ereignisse loben wir oft genug, nur der satz: "es ist auf der ganzen reise kein schlechtes ereignis eingetreten" will doch noch nicht über unsere lippen.
eine überraschung hat der tag auch noch bereit, wir hätten ihn vorher bestimmt zu wenig gelobt: im schutz der nacht trabt ein große tier seitlich vor dem auto am straßenrand. wir strengen unsere augen an, neugierig versuchen wir, das tier in den lichtkegel der scheinwerfer zu bringen: ein bär, ein richtiger himalaya schwarzbär läuft neben unserem auto her, bis es ihm zu bunt wird und er sich ins gebüsch vertrollt.
wieder eines dieser kleine geschenke, die der tag uns überreicht.
um kurz nach 10 uhr abends sehen wir die erste nlichter thimpus vor uns leuchten. mein magen schlägt purzelbäume, er kann sich allerdings nicht entscheiden ob vor oder zurück. schwelgen in erinnerungen der vergangenen wochen oder freude auf die ankuft, das ziel der reise.
dazu kommt das eigenartige gefühl, morgen nirgendwo anders sein zu werden und nicht mehr täglich nach einem neuen schlafplatz suchen zu müssen.
15min später erreichen wir nun tatsächlich unbeschadet und ohne gröbere probleme martins haus in thimpu. keine krankheiten, keine unfälle, keine gefährlichen situationen, keine unfairen oder betrügerischen aktionen, im gegenteil mit sovielen positiven erlebnissen, die wir nie vergessen werden, die uns viel gelehrt haben und andere sichtweisen und ansatzpunkte miterleben und verstehen halfen.
ein ganz herzliches danke an alle, die in gedanken manchmal bei uns waren. ich hatte oft das gefühl, dass in einem bestimmten augenblick jemand bei mir ist und mit mir mitfühlt und die energien dieser gedanken haben bestimmt zum gelingen der reise beigetragen.
danke auch für die vielen antworten als rückmeldung auf meine rundmails, ich hab mich immer besonders gefreut, jemand ein thema aufgegriffen hat und mir sein empfinden dazu mitgeteilt hat!
ich bin jetzt noch einige tage in bhutan, bis mein flieger startet (voraussichtlich am 13.mai, ich habe aber gelernt, dass ich es nicht allzu genau nehmen soll in meinen planungen, denn es kann immer etwas sehr unvorhergesehenes dazwischen kommen und alles umgestalten - bis jetzt immer zum positiven!)
2 Tage Bangkok und danach fahre ich sofort in die schweiz, wo ich per email erreichbar bin, um endlich meine sommerarbeit anfangen zu können - ein besonderes dankeschön ins bijou, ihr habt es mir erst ermöglicht, meine reise und all diese erlebnisse bis zum schluss zu genießen.
bis bald, ich freu mich schon aufs wiedersehen
bei yahoo gibt's wieder pics, password falls du gefragt wirst ist: acchigom